„Enden wir in der Selbstabschaltung?“

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Wirtschaft

Lernende Netzwerk Region Rheingau-Taunus unternahm den Versuch, „die Welt zu retten“ / Vorstellung von fünf Initiativen

 

„Enden wir in der Selbstabschaltung oder gelingt es uns doch noch, die Welt zu retten?“ Um nicht weniger ging es bei den provokativen Thesen von Dana Giesecke von der Stiftung Zukunftsfähigkeit „Futurzwei“ in Berlin; einer Ist-Beschreibung des Erdballes aus ihrer Sicht und „möglichen Wegen heraus aus der Krise und hinein in ein glückliches Leben“. Dana Giesecke war aber auch in die Innovationswerkstatt der Lernenden Netzwerk Region Rheingau-Taunus gekommen, um den Blick für „ältere Werte“ zu schärfen, Alternativen zu präsentieren, Auswege aus der Ausbeutung von Natur und Gesellschaft aufzuzeigen. „Durch unser jetziges Handeln zerstören wir uns selbst unsere Grundlage für ein Leben auf unserem Erdball“, so die Berlinerin.

„Wir Menschen zerstören unsere Umwelt. Der Klimawandel ist Realität. Die fossilen Ressourcen sind endlich“, sagt Dana Giesecke. Doch trotz der Erkenntnis „machen viele so weiter, als wäre gar nichts passiert“. Laut der Referentin seien dies vor allem jene „Fortschrittsgläubigen“, die „sich daran klammern, dass der technische Fortschritt bisher alle Probleme gelöst habe“ und – wenn benötigt – wieder die passenden, technische Lösungen, etwa für die Erderwärmung, gefunden werden. Die Vertreter dieser Auffassung seien auch von einer Wachstumsgläubigkeit, von einem „Hyper-Konsumismus“ beseelt, frei nach dem Motto: „Ein Produkt muss immer schneller zum Abfall erklärt werden, um Neues produzieren und verkaufen zu können.“ Um den Konsum und den Wunsch nach billigen Produkten zu befriedigen, gebe es „Kriege um seltene Rohstoffe, verkaufen Supermärkte T-Shirts für 4,99 Euro, werden jährlich weltweit zirka sechs Millionen Hektar Wald gerodet, schwimmen rund 600.000 Tonnen Plastikmüll alleine in der Nordsee.“

Deshalb steht für Dana Giesecke fest: „Niemand kann weiter so unbedenklich konsumieren. Die Ausbeutung der Natur, der Menschen und der Gesellschaft wird so nicht weitergehen können.“ Ein Umdenken müsste schnellstens einsetzen. Es reiche nicht mehr aus, die Kohleverbrennung durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, um die Welt zu retten. Die Welt benötige ein neues Kulturmodell. „Die Unruhe“ für Veränderungen, ein Willem zum Retten der Welt sieht die Referentin bereits und setzt auf „ältere Werte“ und neue Lebensziele mit einem positiven Denken. „Wir müssen den Kampf gegen scheinbar fixe Strukturen führen“, fordert sie. „Gebrauchen statt besitzen“, ist einer ihrer Vorschläge. Laut Statistiken wird eine Bohrmaschine nur durchschnittlich 13 Minuten benötigt. Also müsse nicht jeder in einem Dorf eine Bohrmaschine besitzen. Dana Giesecke fordert dagegen neue Modelle, in denen sich die Menschen gegenseitig unterstützen und helfen. „Auch im Rheingau-Taunus-Kreis probieren viele neue Modelle von Teilen, tauschen und Wiederverwerten aus, die Lust auf Gemeinsinn machen.“

Fünf Initiativen stellten Ingrid Wulf und Gunda Biesel von der Lernenden Netzwerk Region anschließend den zahlreichen Zuhörern vor. Beispielsweise das RepairCafé Idstein, in dem beschädigte Gegenstände repariert werden können. Oder die Agenda-Gruppe Geisenheim, die viele Jahre zum Thema Solarenergie arbeitet. Weiterhin stellte sich das „Atelier Culture“, die „Nähakademie für Hobbynäherinnen und Hobbynäher“ vor. Familie Michalik aus Taunusstein versucht ein „gemeinschaftliches Wohnprojekt“ umzusetzen. Und das Projekt „Mobilfalt“ des Nahverkehrsverbundes im Werra-Meißner-Kreis versucht einen neuen Weg bei der Beförderung von Menschen im ländlichen Bereich zu gehen. „Dies sind kleine Beiträge, wie wir die Welt ein Stückweit retten können“, betont Brigitte Harder, Geschäftsführerin der Volkshochschule Rheingau-Taunus am Ende der Innovationswerkstatt.