„Einen Fall ‚Kevin‘ sollte es im Rheingau-Taunus-Kreis niemals geben“

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Die ehrenamtliche Jugendhilfe- und Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert hört auf / Kenntnisreich und kompetent / Viel Herzblut eingebracht

Die ehrenamtliche Jugendhilfe- und Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert hört auf / Kenntnisreich und kompetent / Viel Herzblut eingebracht

„Ich wollte mich in die einzelnen Themen einarbeiten; wollte genau Bescheid wissen und Detail-Kenntnisse über die wichtigen Tätigkeiten in meinen Dezernaten erhalten. Als eine Art ‚Grüß-August‘ habe ich mich zu keinem Zeitpunkt gesehen“, beschreibt Monika Merkert ihre Motivation. Nach 15 Jahren als Gesundheits- und Jugendhilfe- sowie zuletzt als Fairtrade-Dezernentin verabschiedet sich die Sozialdemokratin nun aus dem Kreisausschuss und damit dem Kreishaus. „Ich will mein Leben neu ausrichten, andere Prioritäten setzen. ich will viel mehr reisen und Zeit mit der Familie und Freunden verbringen“, erzählt die Dezernentin. Die unzähligen Termine als Kreisbeigeordnete sollen ihren Tagesablauf nicht mehr bestimmen; zumal sie diese beiden arbeitsintensiven Fachdienste (Jugendhilfe und Gesundheit) als ehrenamtliche Dezernentin führte. „In anderen Kommunen werden diese beiden wichtigen Bereiche oftmals sogar von zwei Hauptamtlichen geführt“, sagt Monika Merkert und ist stolz darauf, was sie geleistet und als Ehrenamtliche erreicht hat.

Unter Landrat Burkhard Albers entschied sich Merkert 2006 für die Übernahme dieses Dezernats und hat in den folgenden Jahren Spuren hinterlassen. Merkert: „Ich wusste damals, was auf mich zukommt.“ Sie hat Initiativen und Projekte angestoßen und umgesetzt, die heute Standard sind und sehr erfolgreich laufen. Als Beispiel nennt Monika Merkert die Implementierung der Schulsozialarbeit – zunächst an weiterführenden Schulen und den Berufsschulen und nun an den Grundschulen als einen ganz wichtigen Pfeiler der Präventionsarbeit. „Durch die vertrauensbildenden, präventiven Maßnahmen der Mitarbeitenden in der Schulsozialarbeit konnte so manche Tragödie in Familien verhindert werden“, betont sie und weiter: „Immer wieder haben sich Kinder und Jugendliche dort gemeldet, um sich zu outen, dass sie in der Familie Opfer von Gewalttätigkeiten wurden. Das Jugendamt konnte dann entsprechende Maßnahmen einleiten, um die Kinder und Jugendlichen zu schützen.“

Die ersten Dienstjahre als Ehrenamtliche waren aber auch durch den Namen „Kevin“ geprägt. „Das Kind aus Bremen wurde durch brutalste Gewalttätigkeiten der Eltern getötet und anschließend in eine Kühltruhe gelegt. Da wurde mir die Dimension deutlich, was Jugendhilfe bedeuten kann und welche Leistung in diesem Fachdienst erbracht wird“, erinnert sich die Dezernentin. Der Fall „Kevin“ war erschreckend, aber gleichzeitig auch Motivation für sie: „Solch einen Fall sollte es im Rheingau-Taunus-Kreis nicht geben!“ Auch deshalb forcierte die Kreisbeigeordnete gemeinsam mit dem damaligen Landrat Albers – gegen teilweise großen Widerstand aus der Politik – den Aufbau der Schulsozialarbeit im Kreisgebiet. „Heute zeigt sich, wie richtig die Entscheidungen waren!“

Doch ihr Name ist auch mit noch anderen Themen eng verbunden. Beispiel: Umsetzung des Rechtsanspruchs für über Dreijährige auf einen Kindergartenplatz im Kreisgebiet. Merkert: „Ich habe stets darauf geachtet, dass die Kommunen und die Bürgermeister diesen Rechtsanspruch erfüllen, weil die Betreuung für Kinder unter drei Jahren eine familienpolitische Wende bedeutete. Der Rheingau-Taunus-Kreis nahm und nimmt in der U-3-Betreuung einen Spitzenplatz ein. Aus heutige Sicht betont sie: „Investitionen in frühkindliche Betreuung, Erziehung und Bildung lohnen sich sowohl in der Perspektive für das einzelne Kind als auch gesamtgesellschaftlich. Damit habe man im Kreis eine gute Basis geschaffen, um Beruf und Familie optimal miteinander zu vereinbaren und junge Familien anzuregen, ihren Wohnsitz in den Rheingau-Taunus-Kreis zu verlegen.“

Für Dezernentin Monika Merkert war es auch immer ein vorrangiges Ziel, die Kinder nach Möglichkeit in Pflegefamilien aufzunehmen. „Pflegeeltern übernehmen große Verantwortung und sind unverzichtbarer Bestandteil meines Fachdienstes. Wir konnten Eltern finden, die sich zu Pflegeeltern ausbilden ließen“, berichtet sie. Heute stehen auf der Liste deutlich mehr Namen, wie noch vor Beginn ihrer Amtszeit. „Es ist wichtig, dass wir Alternativen haben, dass wir Kinder, die aus ihrer Familie genommen werden müssen, weil es dazu keine Alternative gibt, nicht unbedingt in einem Heim untergebracht werden müssen. Eine Pflegefamilie bietet da in einem Moment, der für das Kind sehr traumatisch ist, ganz andere, humane Chancen.“

Natürlich war Monika Merkert auch immer der zweite Fachdienst wichtig: Gesundheit. Die Ärzteversorgung im Kreisgebiet war für sie von großer Bedeutung. Dort hinein spielt gerade die Verbindung zum St. Josefs-Hospital in Rüdesheim, wohin die Gesundheits-Dezernentin beste Kontakte pflegt, um erfolgreiche Initiativen zu unterstützen: „Die digitale Medizinberatung macht große Fortschritte.“ Neue Konzepte innerhalb der Medizin und Projekte sowie die Möglichkeit der Digitalisierung haben sie stets interessiert. Nicht aufhalten konnte sie mit Landrat Kilian die Schließung des Krankenhauses in Bad Schwalbach. Darum kämpfte Monika Merkert für Kompensationen. Ein Teil davon war die Finanzierung zur Erstellung des Gesundheitsversorgungs-Gutachtens. Daraus resultierend wurde im vergangenen Jahr unter ihrer wesentlichen Mitwirkung ein Masterplan erstellt. „Der Rheingau-Taunus-Kreis soll Modellregion Gesundheit werden. Nun müssen andere die Umsetzung der darin enthaltenen Vorschläge vorantreiben“, sagt Monika Merkert

Zuletzt forderte die Corona-Pandemie und unzählige Stabssitzungen die ehrenamtliche Dezernentin, die stets gut informiert an den Sitzungen teilnahm. Es war noch einmal ein erheblicher Arbeitseinsatz, den sie zu leisten hatte. Viele Stunden am Tag verbrachte sie im Kreishaus, um ihre vielfältigen Aufgaben kompetent und kenntnisreich zu bewältigen. Gleichzeitig vergisst sie aber auch andere Mitstreiterinnen und Mitstreiter nicht. „Eine Dezernentin ist nur so gut, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem Umfeld. Ich hatte diese positive Unterstützung.“

Für dieses „große Engagement verbunden mit viel Herzblut“ dankte Landrat Frank Kilian zu Beginn der Corona-Krisenstabssitzung der Gesundheits- und Jugendhilfe-Dezernentin Monika Merkert ausdrücklich. Als im vergangenen Jahre die Corona-Welle in den Landkreis schwappte, habe sich Monika Merkert nicht verweigert, sondern habe Verantwortung und eine führende Rolle übernommen. Kilian und die Leiterin des Krisenstabes, Liane Schmidt“, dankten Monika Merkert für diesen Einsatz und ihre ehrenamtliche Tätigkeit in den vergangenen 15 Jahren zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger im Rheingau-Taunus-Kreis, wovon sie zehn Jahre ihrem Hauptberuf als Referentin und Projektleiterin im Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport nachging.

Foto:
Landrat Frank Kilian dankt Monika Merkert für deren ehrenamtliches Engagement über 15 Jahre als Jugendhilfe- und Gesundheits-Dezernentin sowie zuletzt zusätzlich noch als Fairtrade-Dezernentin.

Landrat Frank Kilian dankt Monika Merkert für deren ehrenamtliches Engagement über 15 Jahre als Jugendhilfe- und Gesundheits-Dezernentin sowie zuletzt zusätzlich noch als Fairtrade-Dezernentin.