Ein „Mutter­schutz-Projekt“ der beson­deren Art

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Naturschutz, Landschaftsschutz, Gewässerschutz

Eine Sommer­nacht mit der Bechstein­fledermaus / „Auf­wertung des Natur­parks Rhein-Taunus“ / Mit dem Projekt wird nach den faszi­nierenden Flug­künstlern gesuccht

Eine Sommernacht mit der Bechsteinfledermaus / „Aufwertung des Naturparks Rhein-Taunus“ / Mit dem Projekt wird nach den faszinierenden Flugkünstlern gesucht

„Es ist ein „Mutterschutz-Projekt“ der besonderen Art“, sagt Andreas Wennemann, Geschäftsführer des Naturparks Rhein-Taunus. Und Wiesbadens Bürgermeister Arno Goßmann glaubt sogar an eine deutliche „Aufwertung des Naturparks Rhein-Taunus“ durch das Projekt. Das läuft zwar bereits seit einigen Monaten, am Mittwochabend wurde in der Kemeler Römerhalle nun aber einem kleinen, etwas lichtscheuen Flugkünstler als „Star“ des Programmes eine ganze Nacht gewidmet. „Eine Sommernacht mit der Bechsteinfledermaus“ hieß die Veranstaltung, mit der der Naturpark Rhein-Taunus als Projektnehmer auf die vom Aussterben bedrohte Tierart und natürlich die Projektarbeit hinweisen wollte.

Im Rahmen der Sicherstellung der biologischen Vielfalt sollen In dem vierjährigen Förderprogramm die Kolonien der Bechsteinfledermaus im zirka 810 Quadratkilometer großen Areal des Naturparks aufgestöbert und katalogisiert werden. „Das Projekt ist wichtig und wird uns neue Erkenntnisse über die Bechsteinfledermaus und ihre Umwelt liefern und endlich auch eine fundierte Bestandsaufnahme über die Population ermöglichen“, so Dr. Herberg. So wollen die Experten noch mehr über die bisher fast unerforschte Lebensweise der äußerst kleinen Fledermaus-Art erfahren.

„Denn noch viel zu selten ist bekannt, wo die Bechsteinfledermaus überwintert“, berichtete der Experte, Dr. Markus Dietz vom Institut für Tierökologie und Naturbildung in Gonterskirchen. Er lieferte spannende Informationen über die das Fell, Flugeigenschaften und die Flügel der kleinen Säugetiere, die sich gerne in geschlossenen Wäldern mit großem Rotbuch-Bestand aufhalten. Im Sommer unterhält der Familienverband etwa drei Quartiere (sprich Höhlen), in die sie reihum nach einer gewissen Zeit „umziehen“.

Zum Überleben benötigt die Bechsteinfledermaus jedoch den Specht. In dessen verlassenen Höhlen in Baumstämmen nistet sich die Fledermausart gerne nach einigen Jahren ein. „Bis zu 40 Mütter und ihr Nachwuchs hängen während des Sommers dichtgedrängt an den Decken der Höhlen“, so Dr. Dietz. Wenn dann die Dämmerung einsetzt, beginnt für die Fledermäuse die Jagd nach Futter; meist kleine Insekten. Laut Andreas Wennemann waren 2011 vier Kolonien im Gebiet des Naturparkes bekannt. Nachdem nun das Projekt gestartet wurde, haben die Experten bereits acht weitere Kolonien gefunden. „Als Ziel haben wir uns 20 Kolonien gesteckt“, betonen Wennemann und Dietz unisono.

Dass die Bechsteinfledermaus auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten weit oben steht, unterstrichen auch die Redner, Dr. Alfred Herberg, der stellvertretender Präsident des Bundesamtes für Naturschutz, die Staatssekretärin im Hessischen Umweltministerium Dr. Beatrix Tappeser, der Kreisbeigeordnete Heinz Juhnke und Bürgermeister Arno Goßmann sowie der Bürgermeister von Heidenrod, Volker Diefenbach in ihren Grußadressen.

Erläuterungen zum Projekt:
Das Projekt zum Schutz der Bechsteinfledermaus soll die Fledermauskolonien im Naturpark Rhein-Taunus nun miteinander vernetzt werden. Das ist der Kern des Projekts im Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“, das vom Umweltministerium in Berlin gefördert wird. Laut Andreas Wennemann, soll das Projekt ‚Förderung eines Kolonieverbundes der Bechsteinfledermaus‘ zunächst die Anforderungen an den Lebensraum dieser seltenen Fledermausart erfassen.“ Dazu werden die Wochenstubenkolonien in den Baumhöhlen gesucht und die Wanderungen zwischen den Baumhöhlen im Lebensraum mit Fledermaus-Detektoren beobachtet. Die Ergebnisse ermöglichen Rückschlüsse für die anschließende Entwicklung und Pflege der Lebensräume.

Das Bundesumweltministerium stellt aus dem Bundesprogramm „Biologische Vielfalt“ rund 710.000 Euro zur Verfügung. Das Bundesamt für Naturschutz begleitet das Naturschutzprojekt als Bewilligungsbehörde fachlich. Durchgeführt wird das Projekt gemeinsam vom Naturpark Rhein-Taunus, der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Rheingau-Taunus-Kreis.