„Dies ist ein Weg der Vernunft“

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Fair Trade

Rheingau-Taunus-Kreis ist Fairtrade-Town und spielt nun „in der Championsleague“ / Beitrag für mehr Gerechtigkeit, gegen Armut und Hunger / Markt der Möglichkeiten

Kurz vor 19 Uhr am Freitagabend war es soweit: Der Rheingau-Taunus-Kreis darf sich Fairtrade-Town nennen und das als erster und einziger Landkreis in Hessen. Er ist damit in den kleinen, aber feinen Kreis der Titelträger aufgenommen. Aus den Händen von Fairtrade-Ehrenbotschafter Manfred Holz erhielten die Kreisbeigeordnete Monika Merkert und der Fairtrade-Koordinator des Kreises, Hans Homberg, das Zertifikat, das deutlich macht: Der Kreis setzt sich für fairen Handeln ein und leistet damit einen Beitrag für mehr soziale Gerechtigkeit weltweit sowie gegen Armut und Hunger. Oder wie es Bede Godwyll von Gepa, der Fairtrade Company, formulierte: „Fairtrade ist im Rheingau-Taunus-Kreis zu Hause.“ Der Gedanke des fairen Handels sei im Kreis eng vernetzt und tief verankert, so Godwyll.

Von Bündnisgrünen und SPD vor über einem Jahr im Kreistag gefordert, hatte sich danach eine Steuerungsgruppe auf den Weg zum Fairtrade-Kreis gemacht. Fünf vorgegebene Kriterien (z. B. im Kreishaus wird fair gehandelter Kaffee in der Cafeteria und bei Sitzungen ausgeschenkt, in 30 lokalen Einzelhandelsgeschäften und in 15 Cafés, Restaurants, Hotels oder Kantinen werden gesiegelte Produkte aus fairem Handel angeboten und In öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Vereinen und Kirchen werden Fair Trade-Produkte verwendet und es werden dort Bildungsaktivitäten zum Thema „Fairer Handel“ durchgeführt)  Fairtrade-Produkte mussten auf dem Weg zum Fairtrade-Kreis erfüllt werden.

„Der Gedanke des fairen Handels ist im Kreis vernetzt“, freute sich Homberg. Die Begriffe des Fairtrade Dialog, Transparenz und Respekt sind fest verankert. „Wir wollen für gute Produkte den Produzenten in den Ländern Afrikas, Mittel- und Südamerikas faire Preise zahlen“, so Homberg. Denn noch zu oft gelte das Ausbeuter-Prinzip, erhielten die Kaffeebauer in Mittelamerika nur wenig Geld für ihre Produkte. „Wir wollen ihnen gerechte Preise zahlen, um ihnen damit ein menschenwürdiges Leben zu sichern“, betonte dann auch die Kreisbeigeordnete Monika Merkert.

Mit dem Zertifikat zeige der Kreis, dass er für mehr soziale Gerechtigkeit in der Welt eintritt. Diesen Gedanken trage der Kreis nun in die Gesellschaft, er werde gelebt. „Viele Menschen haben sich inzwischen dem Gedanken des fairen Handels verschrieben“, betonte auch Manfred Holz. „Es ist ein Weg der Vernunft, weil wir auf einer Welt leben und der reiche Norden nicht auf Dauer auf Kosten des armen Südens existieren kann“, so Goodwyll. Ein Stichwort, das Holz aufgriff, als er betonte: „Wir erleben die Zerstörung dieses Globus, zu der wir nicht einfach schweigen dürfen.“ Es gelte, umzudenken. „Viele besitzen eine teure Kaffeemaschinen und trinken billigen Kaffee“, so Holz. Die Konsequenzen dieses Handelns sehe man dann in den Ländern Afrikas, Mittel- und Südamerikas. Die Menschen dort hätten nicht genug Geld, um sich ausreichend zu ernähren und sich zu bilden. Holz: „Deshalb kämpft jeder, der den fairen Handel unterstützt, gegen Armut, gegen Ausbeutung und gegen soziale Ungerechtigkeit in diesen Ländern.“

Laut dem Fairtrade-Botschafter wächst der Handel mit Fairtrade-Produkten in Deutschland. Doch geben die Österreicher und Schweiz noch deutlich mehr Geld für solche Produkte aus. „Wir hoffen, dass sich durch die Auszeichnung des Kreises hier in der Region weitere Kunden finden, die bei ihrem Kauf auf fair gehandelte Produkte zurückgreifen“, so Holz. Der Ehrenbotschafter wies zudem darauf, dass der Rheingau-Taunus-Kreis nun in der Championsleague spielt. Denn Städte wie London, Manchester, München, Paris und Barcelona hätten auch schon den Titel „Fairtrade-Town“ erworben.

Wie Hans Homberg betonte, ist die Auszeichnung ein Etappenziel. „Weitere Pläne sind bereits gefasst. Ziel ist es, weitere Kommunen des Kreises auf dem Weg zur Fairtrade-Stadt zu unterstützen und somit den Fairen Handel in der Bevölkerung im Einzelhandel und in der öffentlichen Beschaffung voranzutreiben und ganz fest zu verankern.“ Dass dieser Gedanke vorhanden ist, zeigte auch der Markt der Möglichkeiten, der die Feierstunde zur Überreichung des Zertifikates umrahmte. Dort präsentierten sich Anbieter, gab es viele Gespräche, wie man den Fairtrade-Kreis Rheingau-Taunus-Kreis weiter unterstützen kann.