Die Zeit ist reif für die Wohn-Beratung

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Altenpflege, Altenhilfe

Netz­werk Wohnen: Strukturen sind vorhan­den / Die Nach­frage ist groß / Barriere­freiheit „in den eigenen vier Wänden“ wird immer entschei­dender

Netzwerk Wohnen: Strukturen sind vorhanden / Die Nachfrage ist groß / Barrierefreiheit „in den eigenen vier Wänden“ wird immer entscheidender

Unvermittelt sah sich das ältere Ehepaar, Besitzer eines Einfamilienhauses im Kreis, mit einer Frage konfrontiert: Durch die Erkrankung eines der beiden Bewohner wurde das Treppensteigen immer mehr zur Qual, der Gang in den ersten Stock, wo sich Schlafzimmer und Bad befinden, war kaum noch möglich. Es stellte sich die Frage: Umzug, Umbau oder gibt es noch eine Alternative? „Ein Team der Wohnberatung, bestehend aus einem Architekt und einem ehrenamtlichen Wohnberater, haben sich im Haus des Ehepaars umgesehen und präsentierten eine praktikable Lösung: einen Außenlift am Haus“, erzählt Uta Feix von der Projektleitung Netzwerk Wohnen in Taunusstein. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Birgitt Lipp vom Netzwerk Wohnen in Geisenheim zogen sie Bilanz der ersten 18 Monate des Projektes und blickten auch in die Zukunft.

Ihr Fazit steht aber bereits fest: „Die Zeit ist reif für die Wohn-Beratung“. Schließlich ist der Bedarf an Beratung vorhanden, die Nachfrage steigt mit dem Bekanntheitsgrad des Netzwerkes, das am 1. Juli 2014 in beiden Städten an den Start ging und vom Rheingau-Taunus-Kreis finanziell unterstützt wird. Birgitt Lipp: „Ältere Menschen wollen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung leben.“ Doch die wenigsten Wohnungen sind barrierefrei, liegen Wohn- und Schlafbereich sowie das Bad auf einer Ebene ohne Schwellen oder Treppen. „Im Alter fällt es dann schwer den hohen Rand der Badewanne zu überwinden, Treppen zu steigen. Zumal wenn man sich mit Hilfe eines Rollators oder gar eines Rollstuhls fortbewegen muss oder pflegebedürftig ist. “

Dann beginnen die Überlegungen: „Wie kann ich meine Wohnung, mein Haus umbauen und auf meine speziellen Anforderungen ausrichten?“ Dabei hilft kompetent das Netzwerk Wohnen. „Wir haben die notwendigen Strukturen für die Beratungen aufgebaut“, erzählt Birgitt Lipp. Insgesamt 26 ehrenamtliche Wohnberater wurden qualifiziert; darunter fünf Architekten. „Wir und die Berater haben sehr viel Wert auf diese Ausbildung gelegt, auf die Erstellung des Informationsmateriales und wir können auf eine umfangreiche Datenbank – mit allen Inhalten für unsere individuelle Beratung – zu greifen, um beispielsweise nach Fördermittel für einen Umbau zu recherchieren“, erläutert Uta Feix, die darauf hinweist: „Kunde unseres Netzwerkes kann jeder sein, egal wie alt er ist.“

„Es gibt Menschen, die 40 Jahre alt sind, aber den Umbau ihres Hauses planen. Auch sie kommen zu uns, um sich beraten zu lassen, wie sie ihr Heim barrierefrei gestalten können, um auch in 20, 30 Jahren noch dort wohnen zu können.“ Manchmal werden auch junge Menschen krank, sind etwa gehbehindert. „Wohnberatung ist keine Frage des Alters. Jeder kann betroffen sein oder er will einfach vorausschauend planen“, sagt die Taunussteinerin.

Für eine individuelle Beratung stehen kompetente, ehrenamtliche Wohnberaterinnen und Berater für ein kostenloses Erstgespräch – oft vor Ort – zur Verfügung. Im Zweier-Team ist ein Architekt dabei, der speziell zu Umbau- und Wohnungsanpassung berät. Lipp: „Diese Konstellation hat sich als positiv erwiesen, weil der Architekt natürlich mit dem fachmännischen Blick ausgestattet ist und darstellen kann, was machbar ist.“ Oft ist schon das Betreten des Hauses für einen gehbehinderten Menschen mit Problemen verbunden. Lipp: „Der Wohnberater hat sich das ganze angesehen und gleich seine Ideen für einen Umbau vorgestellt.“ Der Kunde übernahm diese und führte sie mit einem beauftragten Architekten durch.

Ganz oft sind es die Bäder, die umgebaut werden müssen. Die Badewanne raus, eine ebenerdige Dusch rein. „Es geht oft um die Verbreiterung von bestehenden Türen.“ Ein Zimmer im Erdgeschoss muss zu einem Schlafraum umgestaltet werden. „Um bei Anfragen auch visuell deutlich machen zu können, was etwa beim Umbau eines Bades möglich ist, verfügen die Wohnberaterinnen und Wohnberater auch über eine Vielzahl an Fotos“, so Birgitt Lipp. Gleichzeitig informieren die Berater, welche Fördermittel es gibt.

„Wir und die ehrenamtlichen Wohnberater sind sehr gut gerüstet“, sagen Uta Feix und Birgitt Lipp. Mit den Wohnberatern finden Teambesprechungen  monatlich statt, in denen diese sich austauschen können. Nun gehen Feix und Lipp einen weiteren Schritt. „Es geht uns darum, das Netzwerk breiter aufzustellen, also neue Partnerschaften mit weiteren Kommunen zu gründen und sie in das Netzwerk zu integrieren.“ Erste Gespräche haben im Rheingau mit den Bürgermeistern von Städten und Gemeinden stattgefunden. Viele erkennen, dass Wohnberatung eine Aufgabe der Zukunft ist. „Es gibt den Bedarf, den Wunsch nach Beratung.“

Birgitt Lipp und Uta Feix suchen aber auch das Gespräch mit Bauträgern. „Wir wollen für das Thema ‚Barrierefreiheit‘ sensibilisieren.“ Denn wer daran schon in der Bauphase denkt, muss später nicht seine Wohnung, sein Haus aufwendig umbauen.

Das Netzwerk Wohnen, das vom Projekt „Rat und Tat Kreisweit“ des Rheingau-Taunus-Kreises finanziell unterstützt wird, ist zu erreichen:
Magistrat der Stadt Taunusstein, Wohnberatungsstelle, Frau Uta Feix, Aarstraße 150 in Taunusstein, Telefon 06128 241-322, Telefax 06128 241-319, E-Mail wohnberatung@taunusstein.de oder
Magistrat der Stadt Geisenheim, Wohnberatungsstelle, Frau Birgitt Lipp, Winkeler Straße 46 in Geisenheim, Telefon 06722 701-157, Telefax 06722 701-170 , E-Mail wohnberatung@geisenheim.de.

Sprechzeiten sind mittwochs von 9 bis 12 Uhr, freitags von 11 bis 13 Uhr im Ehrenamtsbüro, Prälat-Werthmann-Straße 12 und nach Vereinbarung.

Die Zeit ist reif für die Wohn-Beratung.