"Die vielen unterschiedlichen Anfragen sind das Prickelnde an der Arbeit"

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Stabsstelle für Frauen und Gleichstellung

Integrationslotsinnen und Lotsen trafen sich zum Meinungsaustausch / Auch Ämter fragen nach / Vielfältige Aktivitäten



"Der offene Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den insgesamt 40 Integrationslotsinn

Integrationslotsinnen und Lotsen trafen sich zum Meinungsaustausch / Auch Ämter fragen nach / Vielfältige Aktivitäten

"Der offene Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den insgesamt 40 Integrationslotsinnen und -lotsen im Kreis wird als wichtig erachtet, weil in der täglichen Arbeit unterschiedliche Fragestellungen auftauchen und diese dann bei den Treffen erörtert werden", berichtet Christine Knapp-Aschberger, Projektkoordinatorin Im Projektbüro Lernen vor Ort. Dass sich der Einsatz der ehrenamtlichen Integrationslotsinnen und -lotsen schon bewährt hat, davon ist nicht nur Christine Knapp-Aschberger überzeugt. "Das Angebot wird angenommen; viele Familien oder Einzelpersonen mit Migrationshintergrund lassen sich von den Lotsen beraten, werden von ihnen bei Gängen zu Behörden begleitet und unterstützt", erzählt die Projektkoordinatorin.

Ein Treffen aller Lotsinnen und Lotsen aus dem gesamten Kreis fand nun wieder Anfang Juli im Gebäude des Rheingauer Islamischen Kulturvereins in Rüdesheim statt. "Gekommen waren auch Interessierte, die zukünftig gerne an einer Qualifizierung teilnehmen würden", berichtet Christine Knapp-Aschberger. Schon zu Beginn des Jahres, bei dem Neujahrstreffen in den Räumen des Islamischen Kulturvereins in Bad Schwalbach, an dem auch Landrat Burkhard Albers teilnahm, wurde das Treffen vereinbart, zu dem Christine Knapp-Aschberger und Rita Czymai, die Gleichstellungsbeauftragte des Rheingau-Taunus-.Kreises, eingeladen hatten.

Die Integrationslotsinnen und -lotsen berichteten von ihrer Arbeit. "Das Besondere an unserer Aufgabe ist, dass wir mit ganz unterschiedlichen Menschen aus vielen verschiedenen Nationen zusammenkommen, die Komplexität und Vielfalt der Problemstellungen, die immer wieder eine Herausforderung darstellt", berichtete eine der Lotsinnen. Die Lotsinnen und Lotsen merken dazu positiv an, dass sie dabei selbst viel Neues lernen. "Diese Unterschiedlichkeit der Anfragen ist das Prickelnde an unserer Arbeit, was dazu führt, dass die Aufgabe eher als Lust denn als Last empfunden wird."

Doch nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund wenden sich an die Lotsinnen und Lotsen, die in ihren Kommunen als wichtige Ansprechpartner angesehen werden. Knapp-Aschberger: "Dass sich das Projekt durchsetzt, sehen wir daran, dass auch von Ämtern und Behörden Anfragen um Hilfe in Einzelfällen an die Integrationslotsinnen gerichtet werden." Dabei geht es beispielsweise um Übersetzungen und um die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen. "Das ist erfolgreiche und vor allem gelebte Integrationspolitik, wie wir sie brauchen", betont auch Landrat Burkhard Albers, der die Arbeit der Integrationslotsinnen und -lotsen wie der Projektkoordinatorin ausdrücklich würdigt. Im Gespräch wurde aber auch darauf verwiesen, dass das Engagement sehr viel Zeit in Anspruch nimmt und es den Lotsinnen manchmal schwer fällt, sich selbst und den Ratsuchenden Grenzen zu setzen. Eine Lotsin: "Dies führt oftmals auch zu Einschränkungen eigenen Familienleben." Dennoch merken die Lotsinnen und Lotsen immer wieder an, dass sie sich für ihr eigenes Ankommen hier in Deutschland auch eine solche Unterstützung gewünscht hätten.

Zur Erläuterung für die anwesenden Interessierten, die sich ebenfalls qualifizieren wollen, wurden nützliche Erfahrungen über die bisherige Arbeit beschrieben. Beispielsweise sollte bei neuen Schulungen von Lotsinnen geschaut werden, welche Sprachen benötigt werden und ob die Interessierten auch wirklich bereit sind, sich zu engagieren. Wichtig, so die einhellige Meinung der Lotsinnen und Lotsen, sei die Ausbildung. "Sie gibt uns Sicherheit in der täglichen Arbeit, weil wir wissen, was wir dürfen und was nicht und weil wir das richtige Handwerkszeug mitbekommen."

 

Einige zukünftige Vorhaben wurden angesprochen. Diskutiert wurde, ob die E-Mail-Adressen der Lotsinnen und Lotsen untereinander weitergegeben werden dürfen. Dabei zeigte sich ein starker Wunsch, bei Bedarf Verbindung zueinander herstellen zu können, sich kommunenübergreifend zu vernetzen und miteinander Kontakte und Austausch zu haben. Im Herbst sind sowohl im Rheingau als auch in Taunusstein Ausbildungen für neue Übungsleiterinnen im Sport geplant, bei denen Frauen ausländischer Herkunft verstärkt auch mit den Vereinen zusammen arbeiten werden, sagt Rita Czymai, die mit der zuständigen Koordinatorin Meral Qajraoui in engem Kontakt steht. Um solche Projekte voranzutreiben, nutzen die Integrationslotsinnen ihre jeweiligen Netzwerke. In Taunusstein sollen nach den Sommerferien erstmals Integrationslotsinnen qualifiziert werden. "Die Stadt hat sich mit dieser Bitte an Lernen vor Ort gewandt."

Die Idee eines 'Interkulturellen Erzählcafés', die in Idstein bereits umgesetzt wurde, stieß bei den Integrationslotsinnen im Rheingau auf großes Interesse. In Idstein stellen Menschen mit Migrationserfahrung ihre beeindruckenden, ganz persönlichen Geschichten vor. Geschichten von Flucht, Abschied, Ankommen, aber auch von den spezifischen Bedingungen in den Herkunftsländern. Rita Czymai: "Es gibt immer noch zu wenig Wissen über die Vielfalt und die unterschiedlichen Lebensweisen der Menschen, die nach ihrer Flucht nun in Deutschland leben. Das sind interessante und berührende Geschichten."

Wie Rita Czymai weiter berichtete, wird in Aarbergen von Integrationslotsinnen in Kooperation mit der Gemeinde und mit Unterstützung durch die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises eine Mädchengruppe nach den Sommerferien organisiert. Die Nähgruppe im Lerncafe wird weitere Kissen für brustkrebskranke Frauen und Kuschelkissen für kranke Kinder nähen. "Insgesamt entstehen rund um das Engagement der Integrationslotsinnen in den sieben Städten und Gemeinden sehr viele positive Aktivitäten für das Gemeinwesen", betont die Rita Czymai.

Die Diskussion über die besondere Situation von Jugendlichen und die Möglichkeit kulturübergreifende Gemeinsamkeiten zu entwickeln, soll ein Thema bei dem nächsten Treffen sein, das im Herbst in Aarbergen stattfinden wird. Weitere Informationen sind über christine.knapp-aschberger@vhs-rtk.de oder über rita.czymai@rheingau-taunus.de zu erhalten.