Die Ultranet­leitung muss unter die Erde

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Kreisentwicklung

Landrat Frank Kilian, Bürger­meister Joachim Reimann und Vertreter der Bürger­initiativen sprachen mit Wirtschafts-Staatssekretär Thomas Bareiß und Bundestags­abgeordneten in Berlin

Landrat Frank Kilian, Bürgermeister Joachim Reimann und Vertreter der Bürgerinitiativen gegen Ultranet aus Hünstetten, Idstein und Niedernhausen sprachen mit Wirtschafts-Staatssekretär Thomas Bareiß und Bundestagsabgeordneten in Berlin

„Die von Amprion geplante Ultranetleitung im Idsteiner Land muss unter die Erde.“ Mit diesem Ziel haben sich Landrat Frank Kilian, der Bürgermeister von Niedernhausen, Joachim Reimann und Vertreter der Bürgerinitiativen gegen Ultranet aus Hünstetten, Idstein und Niedernhausen auf den Weg nach Berlin gemacht. In der Bundeshauptstadt trafen sie zu einem Gespräch mit Vertretern des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und Vertretern der Regierungsfraktionen im Bundestag am Rande der Sitzungswoche des Bundestages zusammen; eingeladen hatten die Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Willsch (CDU) und Martin Rabanus (SPD).

Landrat Frank Kilian betonte dort, dass die neu geplante 380 kV-Gleichstromleitung auf den schon bestehenden Masten in Hünstetten, Niedernhausen und Idstein als Freileitung so nicht durchsetzbar ist. „Der Rheingau-Taunus-Kreis arbeitet eng mit den betroffenen Städten, Gemeinden und Bürgerinitiativen im Idsteiner Land zusammen, um die Leitung in der geplanten Form zu verhindern.“ Die Planung einer oberirdischen Leitung trifft bei Kilian deshalb auf Unverständnis, weil für fünf von sieben Gleichstromtrassen, die im Zuge der Energiewende vorgesehen sind, die Erdverkabelung im Bundesbedarfsplangesetz festgeschrieben ist. „Warum sollen die Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis schlechter behandelt werden als Betroffene in anderen Bundesländern?“ fragte Kilian dazu.

Thomas Bareiß, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, vertrat eine andere Position. Mit der Frage: „Ist das eine Fotomontage?“, zeigte er sich zwar überrascht als Bürgermeister Joachim Reimann ihm Fotos zeigte, auf denen erkennbar war, wie nah die Leitung an Wohnhäusern steht. Für Bareiß spricht aber viel für eine Realisierung der geplanten Gleichstromleitung auf der vorhandenen Trasse. Der wirtschaftliche Aufwand für eine solche Trassenführung wäre wesentlich geringer. Würde man zum jetzigen Zeitpunkt die Variante Erdkabel in das Bundesbedarfsplangesetz aufnehmen, müsste zudem der Planungsprozess neu begonnen werden. Das SPD Fraktionsvorstandsmitglied Johann Saathoff schloss sich dieser Sicht an.  

Das sieht Bürgermeister Joachim Reimann, der als Vertreter der Bürgermeister aus Hünstetten, Idstein, Niedernhausen und Eppstein an dem Gespräch teilnahm, anders: „Die Belastung der Bewohner durch ein Erdkabel wäre wesentlich geringer und damit würde auch die Akzeptanz in der Bevölkerung steigen. Ein Planungsverfahren für ein Erdkabel könnte voraussichtlich wesentlich schneller gelingen als das Planungsverfahren für die Freileitung, das rechtlich mit Sicherheit von kommunaler und privater Seite angegriffen würde. Die Sorgen der Menschen sollten hier auch im Interesse des Projekts selbst wirklich ernst genommen werden.“

Eine von den Vertretern den Bürgerinitiativen gegen Ultranet vorgeschlagene zumindest teilweise Erdverkabelung in den Siedlungsbereichen beurteilte Jens Köppen Berichterstatter der CDU/CSU Fraktion im Ausschuss für Wirtschaft und Energie als technisch kritisch. „Es gibt mehrere Pilotprojekte, in denen die teilweise Erdverkabelung schon realisiert wurde. Ein solches Pilotprojekt wünschen wir uns auch in unserem Kreis. Ohne Erdverkabelung können die Befürchtungen der Anwohner vor negativen Auswirkungen wie elektrischen Feldern oder die Lärmbelastung nicht ausgeräumt werden“, meint dazu Dr. Dirk Lorbach, Vertreter der Bürgerinitiative gegen Ultranet Niedernhausen/Eppstein.

Die Empfehlung von Jens Köppen und Johann Saathoff nach Trassenverschwenkungen in der näheren Umgebung zu suchen, die die Bewohner weniger belasten, ist im dicht besiedelten Rhein-Main-Gebiet nur schwer umsetzbar. Deshalb wurde am Ende noch einmal die Bitte von Landrat Frank Kilian an die anwesenden Mitglieder der Regierungsfraktionen gerichtet, sich dafür einzusetzen, dass für die Ultranetleitung die Erdverkabelung in das Bundesbedarfsplangesetz aufgenommen wird.

(von links): Dr. Dirk Lorbach (BI gegen Ultranet Niedernhausen/Eppstein). Bürgermeister Joachim Reimann, Martin Rabanus (MdB) Landrat Frank Kilian, Klaus-Peter Willsch (MdB), Rudolf Fischer (BI Hünstetten) und Ilka Westenberger (BI Idstein).