„Die Schmerz­grenze der Bürgerinnen und Bürger ist schon lange weit über­schritten“

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Bahnlärm

Landrat Kilian und Welterbe-Dezernent Ottes laden Bundes­verkehrsminister Scheuer in den Rheingau und ins Mittelrheintal ein / Minister soll sich ein Bild der Belastung der Menschen durch den Bahn­lärm machen

Landrat Kilian und Welterbe-Dezernent Ottes laden Bundesverkehrsminister Scheuer in den Rheingau und ins Mittelrheintal ein / Minister soll sich ein Bild der Belastung der Menschen durch den Bahnlärm machen

„Fakt ist: Die Schmerzgrenze der Bürgerinnen und Bürger im Rheingau und Mittelrheintal ist schon lange weit überschritten. Das Gleiche gilt für die Kapazitätsgrenze der Bahnstrecke.“ Diese Aussagen stehen in einem Schreiben von Landrat Frank Kilian und dem Welterbe-Dezernenten Karl Ottes an der Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. In dem Brief drücken Kilian wie Ottes ihre „Empörung und Unverständnis“ über die jüngsten Äußerungen des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, zum Bau einer Alternativstrecke für den Güterverkehr im Weltkulturerbe Mittelrheintal aus.
 
Kilian: „Nicht erst seit den jüngsten Aussagen des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministeriums, Enak Ferlemann, verstärkt sich der Verdacht, dass im Bundesverkehrsministerium die Belastung der Bevölkerung im Mittelrheintal durch Bahnlärm nicht annähernd zur Kenntnis genommen wird.“  Das Mittelrheintal verträgt keine weitere Belastung durch Bahnlärm. „Es ist für das Mittelrheintal und die hier lebenden Menschen existenziell, dass der Bahnlärm endlich erheblich reduziert wird“, so Landrat Kilian und Weltkulturerbe-Dezernent Ottes.

Zwar sei die ursprüngliche Aussage, dass eine Alternativtrasse erst bei einer Verzehnfachung des Zugaufkommens wirtschaftlich wäre, inzwischen korrigiert, aber auch eine Verdoppelung der Güterzüge sei der Bevölkerung im Mittelrheintal nicht zuzumuten, sind sich Landrat und Dezernent einig. In einem Brief an Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer verdeutlichen beide die aktuelle Bahnlärm-Situation. Frank Kilian wie Karl Ottes fordern auch die Beantwortung konkreter Fragen, die sie in dem Schreiben stellen; etwa nach der Berechnung des Nutzen-Kosten-Vergleichs. Ebenfalls von Interesse ist es, wie weit die Planung und die Umsetzung der Machbarkeitsstudie einer Alternativtrasse ist. Eine Forderung, der sich auch die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz angeschlossen haben.

Kilian: „Wirkliche Entlastung des Mittelrheintals vom Bahnlärm wird nur eine Alternativtrasse bringen. Mit deren Planung müsse sofort begonnen werden.“ Die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz, der BUND gegen Bahnlärm, die Kommunen entlang der Rheinstrecke, und die Bürgerinitiativen, wie die „Bürgerinitiative im Mittelrheintal gegen Umweltschäden durch die Bahn e.V.“ setzen sich bereits seit Jahren für eine Alternativtrasse und konkrete Maßnahmen zur Lärmreduzierung im Mittelrheintal ein.

Kurzfristig muss ein Bündel von Sofortmaßnahmen, wie der Geschwindigkeitsreduzierung innerorts auf 70 km/h (Gefahrguttransporte 50 km/h), einem Nachtfahrverbot zwischen 22.00 Uhr und 6.00 Uhr, ein Verbot von lauten, Erschütterungen auslösenden Güterwaggons sowie ein Aus- und Nachrüsten aller Bahntrassen mit geeigneten Lärmschutzmaßnahmen stattfinden. Die Einhaltung von Lärmobergrenzen nach WHO-Richtwerten sowie dem Erlass gleicher Lärmgrenzwerte für Neubau- und Bestandsstrecken solle ebenfalls schnellstmöglich umgesetzt werden, fordern Kilian und Ottes.

Zur Verdeutlichung des untragbaren Zustands - um live und direkt an den Bahngleisen den Lärmpegel mitzuerleben - haben beide verantwortlichen Kommunalpolitiker Bundesminister Scheuer, „gerne auch mit seinem Staatssekretär Ferlemann“, zu einem Besuch nach Rüdesheim, Assmannshausen oder Lorch eingeladen. Die Bundespolitiker könnten sich dann persönlich ein Bild von der Lage und der Geräuschkulisse bis zu 108 Dezibel machen.