Die Mitglieder des Krisenstabes werden mit vielen neuen medizinischen Erkenntnissen konfrontiert

|

Allgemeines

Landrat Kilian: Im Krisen- und Verwaltungsstab sind die benötigten Kompetenzen zusammengeführt / Viele Informationen laufen in den Gremien zusammen

Landrat Kilian: Im Krisen- und Verwaltungsstab sind die benötigten Kompetenzen zusammengeführt / Viele Informationen laufen in den Gremien zusammen

„CoVid-19 stellt vor allem das Gesundheitssystem, aber auch die Gesellschaft und die politisch Handelnden in Bund, Land und den Kommunen auf eine der größten Proben seit vielen Jahrzehnten“, betont Landrat Frank Kilian. Mit der Einrichtung eines zentralen Krisenstabes am 27. Februar 2020 stellte sich die Kreisverwaltung frühzeitig dieser Herausforderung. Hinzu kommt der Verwaltungsstab mit dem Vertreter der 17 Bürgermeister des Kreises, dem Bürgermeister von Rüdesheim, Klaus Zapp, und je ein Mitglied der hiesigen Polizeidirektion, der Bundeswehr und des THW. „In den Gremien haben wir die benötigten Kompetenzen zusammengeführt, um uns auf die stetig wachsenden Anforderungen der Pandemie einzustellen und den Kreisbewohnern mit fachlichem Rat zur Seite zu stehen“, so die Leiterin des Krisenstabes und Fachbereichsleiterin Soziales, Liane Schmidt.

Dem Krisenstab gehört neben Landrat Frank Kilian und Fachbereichsleiterin Liane Schmidt, die Leiterin des Gesundheitsamts, Dr. Renate Wilhelm, der persönliche Referent Ralf Bachmann, die Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert, die Fachbereichsleiter K.-Michael Schardt und Stefan Krebs, Simone Witzel als Bürgerbeauftragte, Kreisbrandinspektor Joachim Dreier, Kreisbrandmeister Reiner Oswald, vom Personalrat Steffen Kunz sowie Dr. Christoph Zehler und Janina Kirsch von der Pressestelle des Kreises angehören. Er tagt mindestens einmal täglich, um die (Pandemie)-Lage zu besprechen. „Bei der Fülle an Aufgaben, die der Krisenstab zu bewältigen hat, der Notwendigkeit einer schnellen Reaktion auf aktuelle Lagen, das rasche Umsetzen der Verordnungen von Bund und Land, die oft sehr kurzfristig die kommunale Ebene erreichen, sowie das Eingehen auf immer neue medizinische Erkenntnisse ist dieser Zyklus dringend geboten“, berichtet Liane Schmidt.

Landrat Kilian: „Das Ziel dieser temporären und speziell auf das Corona-Virus ausgerichteten Gremien lautet, wichtige Entscheidungen und Vorgehensweisen schnell und fachlich fundiert treffen zu können und so auch für die notwendige Transparenz - in die Öffentlichkeit hinein - zu sorgen.“ Ein „ständiger Begleiter“ der Arbeit des Krisenstabs ist etwa das Beschaffungsmanagement der knappen Schutzmaterialien und Desinfektionsmittel für Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis; beispielsweise für die Mitarbeitenden in den Seniorenheimen und Pflegeeinrichtungen. „Wir sind bei der Umsetzung der Verordnungen, Regelungen und Maßnahmen von Bund und Land involviert, wobei zum Beispiel die Einhaltung der Kontaktbeschränkungen oberste Priorität haben. Natürlich wollen wir dafür sorgen, dass die Ausbreitung der Corona-Virus-Pandemie eingedämmt wird. Zudem gibt es zahlreiche Telefonkonferenzen; etwa mit den Bürgermeistern, um mit ihnen gemeinsam die aktuellen Entwicklungen zu besprechen “, erläutert Liane Schmidt.

Natürlich nimmt die Erläuterung der neuesten Zahlen täglichen einen breiten Raum ein. Wie viele Menschen haben sich mit CoVid-19 infiziert? Gibt es Auffälligkeiten oder neue Entwicklungen, auf die der Krisenstab reagieren soll oder auch muss. Deshalb werden auch medizinische Entwicklungen von Dr. Renate Wilhelm eingehend besprochen. „Waren wir vor rund zwei Monaten noch medizinische Laien, so haben wir uns inzwischen doch ein wenig Fachwissen rund um den Corona-Virus angeeignet“, berichtet Landrat Frank Kilian. „Die Entwicklung ist rasant. Jeden Tag werden wir im Krisenstab mit den neuesten, medizinischen Erkenntnissen konfrontiert“, ergänzt Monika Merkert, Gesundheits-Dezernentin des Kreises, die regelmäßig an der übergeordneten AG Kliniken teilnimmt, in der die Problematiken im Versorgungsgebiet 5 (Rheingau-Taunus-Kreis, Wiesbaden, Limburg-Weilburg) erörtert werden. Wie kann es sein, dass zwei verschiedene Testmethoden zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen?

Bei einer Patientin wurde ein Abstrich vorgenommen, der zunächst negativ ausfiel. Da die Symptome jedoch eindeutig schienen, nahm ein Krankenhaus eine CT-Untersuchung der Lunge vor, bei der sich der Corona-Verdacht sofort bestätigte. Die Diagnose wurde somit anhand eines eindeutigen radiologischen Befundes gestellt. „Diese Konstellation ist eher selten, aber je nach Verlauf der Erkrankung nicht ungewöhnlich“, sagt Dr. Renate Wilhelm und weiter: „Das neue Virus fordert uns, weil wir immer noch zu wenig über es wissen.“  

Wie es zu solchen unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann, erläutert die Gesundheitsamtsleiterin: „Für ein eindeutiges Untersuchungsergebnis des Abstriches ist unter anderem der Zeitpunkt des Abstriches entscheidend. Bei Fällen, in denen der Beginn der Erkrankung bereits mehrere Tage zurückliegt, können die Abstriche von der Rachenhinterwand einen negativen Test zur Folge haben. Die Erkrankung ist dann nur über eine CT-Untersuchung der Lunge zu diagnostizieren. Auf dem CT-Bild ist aufgrund der Ausbreitung praktisch in der ganzen Lunge und des typischen radiologischen Bildes die Corona-Erkrankung eindeutig zu festzustellen.“

Eine Infektion mit SARS-CoV-2 verläuft in den meisten Fällen ohne schwere Krankheitssymptome. Nach einer Ansteckung dauert es im Mittel fünf bis sechs Tage bis Symptome auftreten, die auch nur sehr leicht sein können. Wird in den ersten Tagen nach Symptombeginn ein Abstrich gemacht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, das neue Corona-Virus auch nachzuweisen. Damit liegt dann ein positives Testergebnis vor. Ein CT der Lunge ergibt in diesem frühen Stadium keinen Erkenntnisgewinn, weil die Lunge höchstwahrscheinlich gar nicht erkrankt ist. Zudem entwickeln die allermeisten Patienten auch gar keine Lungenentzündung und überstehen die Erkrankung mit leichten oder moderaten Symptomen.

In einem kleineren Anteil der Fälle kommt es nach etwa sechs bis zehn Tagen zu einem schweren Krankheitsverlauf mit einer Lungenentzündung, die, im Gegensatz zu den durch andere Erreger verursachten Lungenentzündungen, die ganze Lunge betreffen kann. Wurde nicht schon zu Beginn ein positiver Abstrich gewonnen, gelingt es in diesem weiter fortgeschrittenen Stadium manchmal nicht mehr, das neue Corona-Virus im Rachen nachzuweisen, weil es sich sozusagen in die tiefen Atemwege zurückgezogen hat. Einen Nachweis könnte man dann nur durch eine Lungenspiegelung erreichen, der aber für den Patienten sehr belastend ist und zudem keine Auswirkungen auf die notwendige Therapie hätte. Die Diagnose wird zu diesem Zeitpunkt durch den typischen Befund im CT der Lunge gestellt, was auch einen Zeitgewinn gegenüber einem möglicherweise negativen Abstrich ergibt. Diese Fälle bezeichnet man als klinisch bestätigte Fälle.

Das Gesundheitsamt des Kreises erfasst statistisch sowohl Corona-Infektionen, die aufgrund eines positiven Tests bekannt werden, als auch diejenigen, die klinisch festgestellt wurden, und meldet diese an das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG). Sowohl in der täglichen Statistik des Landes Hessen als auch beim RKI werden in den veröffentlichten Zahlen momentan aufgrund der geltenden Falldefinitionen nur positive Abstriche erfasst.
Wegen der unterschiedlichen statistischen Erhebungen steht der Rheingau-Taunus-Kreis im Gespräch mit dem Land Hessen und dem HLPUG mit dem Ziel der Harmonisierung.