„Die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft steht auf dem Prüfstand“

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Kleine Darstellung

Landrat Burkhard Albers präsentiert das Jahrbuch 2016 des Rheingau-Taunus-Kreises / Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Thema „Integration“

Landrat Burkhard Albers präsentiert das Jahrbuch 2016 des Rheingau-Taunus-Kreises / Schwerpunkt liegt auf dem aktuellen Thema „Integration“

„Die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft steht auf dem Prüfstand“, sagt Landrat Burkhard Albers während der Präsentation des Jahrbuches 2016 des Rheingau-Taunus-Kreises, das sich in seinem Schwerpunkt dem hochaktuellen Thema „Integration: Gastarbeiter – Migration – Flüchtlinge“ widmet. „Die Redaktionskonferenz hat sich im Januar entschlossen, ein sicherlich ‚heißes Eisen‘ anzufassen und einen Spagat zu wagen“, so der Landrat. Schließlich spannt das Schwerpunktthema einen weiten Bogen, von der Ankunft der ersten, sogenannten Gastarbeiter Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts über die Bemühungen, die zweite und dritte Generation mit Migrationshintergrund in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, bis zu den Flüchtlingen, die aktuell in den Rheingau-Taunus-Kreis kommen.

„Ein spannendes Thema, das die Mitglieder der Jahrbuch-Redaktionskonferenz aufgegriffen haben und die Autoren anschließend umsetzten. Sie sind dabei sehr vielen Fragestellungen und Aspekten nachgegangen und mussten sich ständig den veränderten Rahmenbedingungen anpassen“, so Albers, der damit auf die stetig ansteigende Zahl an Flüchtlingen in den vergangenen Monaten hinweist. Denn diese rasante Entwicklung konnte niemand zu Beginn des Jahres vorhersehen.

Albers: „Es ist jedoch wichtig über Integration zu sprechen, weil es mittlerweile ein Teil unserer deutschen Geschichte geworden ist.“ So gehen die Autoren auf den Begriff „Gastarbeiter“ ein, der nicht mehr der „Political correctness“ entspricht. Aber die Autoren benutzen ihn, um jüngeren Generationen, die die Zeit nicht miterlebten, klar zu machen, welche gesellschaftliche Veränderung mit dem ersten Gastarbeiter verbunden war. „Denn es war ein Einschnitt, eine Veränderung – die Industrie benötigte Arbeitskräfte und fand sie in den Ländern Südeuropas.“ Damals glaubten viele, dass, wenn diese Menschen nicht mehr gebraucht werden, sie auch wieder zurück in Heimat gehen würden.“

Es kam anders, weil sie bei der Weiterentwicklung der Gesellschaft halfen, ist es doch – wie es Yasar-Azur Öztürk bezeichnet – „eine Bereicherung in mehr als einer Kultur zu leben“. Im Jahrbuch wird auch darauf hingewiesen, dass nicht immer alles bei der Integration von Menschen mit Migrationshintergrund richtig gemacht wurde. Doch Integration ist weder eine Einbahnstraße, noch eine Sackgasse. Albers: „Wenn es um Integration geht, müssen beide Seiten mitspielen, müssen sich öffnen und aufeinander zugehen.“ Es gibt aber auch viele positive Ansätze im Kreis. So finden sich im Jahrbuch einige Beispiele, die zeigen, wie junge Menschen der zweiten oder dritten Generation ihren aktuellen Status, ihre Perspektiven in Deutschland sehen.

Der zweite Teil des Schwerpunktthemas befasst sich mit den Flüchtlingen, die derzeit in unser Land kommen. Laut Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen sind derzeit rund 60 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Die Autoren im Jahrbuch beschreiben die Hilfsbereitschaft, mit der die Menschen hier im Kreis die Flüchtlinge aufnehmen, ihnen bei der Integration in der neuen Umgebung helfen. Burkhard Albers: „Auf diese gelebte Willkommenskultur im Kreis bin ich sehr stolz und danke allen ehrenamtlichen Helfern für ihren Einsatz.“.

Im Jahrbuch 2016 finden sich auch zahlreiche historische Beiträge sowie Artikel über aktuelle Themen. So erinnert sich Landrat a. D. Klaus Frietsch an das Zustandekommen der Partnerschaft mit dem Saale-Orla-Kreis vor knapp 25 Jahren. Claudia Niemann erinnert an die Idsteiner Hexenprozesse vor fast 350 Jahren. Walter Hell geht auf die Mädchenbildung im kurmainzischen Rheingau ein und Christoph Zehler informiert über die Präsidenten in der 150-jährigen Geschichte der IHK-Wiesbaden, die aus dem Rheingau-Taunus-Kreis kamen. Zudem werden Brigitte Harder, ehemalige vhs-Geschäftsführerin, und Rita Czymai, die auf 25 Jahre Gleichberechtigungspolitik zurückblickt, portraitiert.

Für Landrat Burkhard Albers, der als Herausgeber des Jahrbuches fungiert, hat das Buch auch noch zwei weitere wichtige Aufgaben: „Es ist für Menschen, die am Zeitgeschehen in ihrem Umkreis interessiert sind, die sich informieren wollen und einen Überblick auch über den gesamten Kreis gewinnen wollen.“ So übernimmt das Jahrbuch auch die Funktion eines Bindegliedes. Die Chroniken der 17 Städte und Gemeinde stellen deshalb einen festen Bestandteil des Buches dar.

Das Jahrbuch mit seinen 308 Seiten ist erhältlich im Buchhandel und bei den Städten und Gemeinden und kostet 7,90 Euro. Herausgeber ist der Kreisausschuss des Rheingau-Taunus-Kreises. Das Inhaltsverzeichnis und ein Suchregister der früheren Jahrgänge finden sich hier.

Die Redaktionskonferenz stellte das Jahrbuch 2016 des Rheingau-Taunus-Kreises vor.