Die "Elefanten" sollen durch das "Nadelöhr" Mittelrheintal gezwängt werden

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Bahnlärm

Landrat Albers trifft Delegation des EU-Projektes "CODE24" an Lärmmessstation in Rüdesheim / Güterzüge sollen raus aus Rheingau



Landrat Burkhard Albers hat ein Treffen mit den 16 Projektpartnern des EU-Projekt

Landrat Albers trifft Delegation des EU-Projektes "CODE24" an Lärmmessstation in Rüdesheim / Güterzüge sollen raus aus Rheingau

Landrat Burkhard Albers hat ein Treffen mit den 16 Projektpartnern des EU-Projektes "CODE24" (Corridor Development 24), das den zirka 1.400 Kilometer langen Verkehrskorridor von Rotterdam bis Genua entwickeln soll, genutzt, um auf die unmenschlichen Zustände hinzuweisen, die vor allem von extrem alten Güterzügen verursacht werden. "CODE24" habe primär die Aufgabe, den Gütertransport auf der Schiene zu optimieren. Albers: "Dabei darf aber nicht die zweite Aufgabe vergessen werden und zwar, dass diese 'Entwicklung' so geräuschlos wie möglich geschehen soll, um die Anwohner zu schützen." Bei Güterzügen, die mit Spitzenlärmwerten von 105 Dezibel an der Lärmmessstation in Assmannshausen vorbei donnern, müsse in Sachen Lärm dramatisch nachgebessert werden, um das Ziel "So geräuschlos wie möglich" zu erreichen. Gleichzeitig unterstrich Landrat Albers mit Nachdruck die Forderung nach einer neuen Güterzugtrasse. "Die Güterzüge müssen raus aus dem engen Mittelrheintal!"

Der Landrat: "Wir haben nicht mehr 5 vor 12 sondern schon lange 5 nach 12." Seinen eindringlichen Appell um Unterstützung im Kampf gegen den Bahnlärm untermauerte der Landrat mit Zahlen und Fakten. Laut Gutachten ist das Mittelrheintal die lauteste Region in Deutschland. Selbst an Flughäfen werden geringere Wert gemessen. Der kürzlich in Bingen vorgestellte Bahnlärmindex stelle klar: Der Lärm schreckt die Menschen in den Orten entlang der Bahnstrecke - auf beiden Seiten des Rheins - in der Nacht bis zu neun Mal aus dem Schlaf. Durch die immer kürzeren Zeitintervalle - alle drei Minuten fährt ein Güterzug - käme die Region überhaupt nicht mehr zur Ruhe. "Die Lebensqualität der Menschen von Walluf bis Koblenz wird systematisch zerstört."

Albers: "Der Bahnlärmindex für die Region hat wahrlich erschreckendere Ergebnisse zu Tage geführt." Durch das enge Tal gebe es einen Dauerlärmpegel mit gravierenden, vor allem gesundheitlichen Auswirkungen für die Anwohner. "Ruhephasen gibt es nur kurzfristig, wenn etwa unser Bundesverkehrsminister Dr. Ramsauer nach Assmannshausen kommt, wie vor einem Jahr." Der Bundesminister habe viel

versprochen und wenig gehalten. Statt leiser wird es immer lauter im Rheingau und Mittelrheintal. Und dafür sind einzig und alleine die Güterzüge mit ihrer veralteten (Brems)-Technik, die oft älter als 40 Jahre ist, verantwortlich.

Wenn nun die Inbetriebnahme des Gotthard-

Tunnels komme, dann "nimmt der Lärm noch weiter zu, die Frequenz zwischen den Zügen wird noch geringer". "Wir wollen nicht warten bis die Güterzüge im Rheingau Schlange stehen. Deshalb haben sich sechs Landkreise auf beiden Seiten des Rheins von Walluf und Bingen bis Koblenz zusammengefunden, um die eigenen Interessen lautstark zu vertreten. Im vergangenen Jahr fand die erste Bahnlärm-Demo statt, wobei es gelang, den Bahnübergang in Rüdesheim 45 Minuten lang zu blockieren.

Am 12. Mai 2012 findet nun die Neuauflage der Anti-Bahnlärm-Demonstration in Rüdesheim am Rhein statt. Landrat Albers: "Wir haben die vielen Versprechungen der Bundesregierung und der Bahn AG satt". Ziel der Bundesregierung sei es wohl die umfangreichen und lautstarken Gütertransporte - diese "wahrlich umfangreichen Elefanten" - durch das Nadelöhr Mittelrheintal zu zwängen und zu zwingen. "Und dies auf Kosten der Menschen hier im Mittelrheintal." Um diese Pläne der Bundesregierung und der Bahn zu verhindern, bleibt es bei der Forderung: "Wir wollen die Alternativtrasse für den Güterverkehr;

eine Trasse, die nach modernsten Erkenntnissen gebaut wird und mit Lärmschutz versehen ist".

Während der zirka zwei Stunden, die die CODE24-Delegation an der Lärmmessstation verweilte, fuhren gerade einmal zwei Güterzüge an der Station vorbei. Alle Anwesenden zeigten sich davon überrascht. Gemutmaßt wurde, dass - sobald offizielle Delegationen im Rheingau sind - die Bahn weniger Güterzüge fahren lässt. Dr. Thomas Schmid, Präsident des Hessischen Landesamt für Umwelt und Geologie, konnte jedoch den Gegenbeweis antreten. Das sehr umfangreiche Datenmaterial über die Lautstärke der Güterzüge - bis über 100 Dezibel, "was einem Presslufthammer entspricht" - und die Zugfrequenzen quittierten dann auch die Teilnehmer mit großem Erstaunen. Dass es im Rheingau und Mittelrheintal so laut zugeht, war ihnen wohl noch nicht bewusst.