„Die Bezie­hung zum Pflege­kind muss stimmen“

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Kleine Darstellung

Das Jugend­amt des Rheingau-Taunus-Kreises sucht Pflege­familien / Kinder brauchen ein Zuhause / Unter­stützung durch Pflege­kinder­dienst

 

Das Jugendamt des Rheingau-Taunus-Kreises sucht Pflegefamilien / Kinder brauchen ein Zuhause / Unterstützung durch Pflegekinderdienst

Jedes Kind ist eine eigene kleine Persönlichkeit. Es sucht Zuwendung, Verlässlichkeit, Vertrauen und Lebensfreude. Es braucht für seine Entwicklung aber auch ein bestmöglich passendes, familiäres Umfeld. „In den meisten Fällen sind das – natürlich – die leiblichen Eltern, die sich um ihre Kindern kümmern“, sagt die Jugendhilfe-Dezernentin des Kreises, Monika Merkert. Aber was tun, wenn die leiblichen Eltern ihre Kinder vernachlässigen, ihnen nicht die notwendige Zuwendung angedeihen lassen können? Dann bietet sich als Alternativ eine Pflegefamilie an. „Doch es fehlt an Familien, die sich dieser Aufgabe stellen wollen“, betont Erich Blaes vom Jugendamt des Kreises, wozu auch der Pflegekinderdienst gehört.

„Wir suchen Familien, Lebensgemeinschaften oder Einzelpersonen, die bereit sind, für einen Zeitraum oder sogar auf Dauer Kinder aufzunehmen. „Dabei handelt es sich um Kinder, deren Versorgung in der eigenen Familie aufgrund einer Krisen- oder Notsituation nicht mehr gewährleistet ist“, erklärt Erich Blaes, der seit vielen Jahren den Bereich der Pflegefamilien kennt. Für diese gibt es beim Jugendamt des Kreises keine Warteliste sondern eine Art Bewerberpool. „Denn wichtig ist: Die Beziehung zum Pflegekind muss passen!“, betont Erich Blaes und weiter: „Alle Kinder brauchen ein Zuhause.“ Es ist wichtig, dass diese Kinder nach dem Erlebten neue Bezugspersonen finden, zu denen sie ein enges Vertrauensverhältnis aufbauen können.

Pflegekinder können Babys, Klein-, Schulkinder, aber auch Jugendliche sein. Jedes Pflegekind hat seine besondere Art. Der stellvertretende Leiter des Jugendamtes: „Häufig haben diese Kinder etwas gemeinsam: Sie kommen aus belasteten Familienverhältnissen und können aus unterschiedlichen Gründen nicht bei ihren Eltern leben.“ Sie brauchen ein stabiles Zuhause bei Pflegeeltern, bei denen sie liebevoll aufgenommen und in ihrer Entwicklung unterstützt werden – häufig so lange, bis sie auf eigenen Füßen stehen können.

Blaes weiß: „Ein Pflegekind aufzunehmen, bedeutet große Verantwortung, ein hohes Maß an Toleranz und die Bereitschaft, sich auf eine große Veränderung im Familienleben einzustellen.“ Für die Pflegefamilie ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie braucht viel Geduld und Empathie, denn Pflegekinder haben oft schon Dinge erlebt, die ihnen seelisch und manchmal auch körperlich geschadet haben. Wichtig für diese Kinder ist, dass sie eine verbindliche und vor allem verantwortungsvolle Vertrauens- und Bezugsperson bekommen. „Wir suchen genau solche Personen, die diese Herausforderung annehmen und die den Kindern liebevolle Pflegeeltern sein wollen.“

Doch welche Kriterien müssen vorhanden sein, um sich als „Pflegefamilie“ bewerben zu können? „Das Jugendamt lässt Pflegeeltern nicht alleine, sondern begleitet die an einem Pflegeverhältnis beteiligten Personen laufend – manchmal bis zum 21. Lebensjahr des Pflegekindes“, erläutert Blaes. Das Jugendamt hält sich im Hintergrund, ist aber bei Bedarf präsent; insbesondere in Krisensituationen. Durch das sogenannte Hilfeplanverfahren wird der Kontakt mit der Familie vor Ort und durch Hausbesuche gewährleistet. Angehende Pflegeeltern bekommen so viele Informationen wie möglich über ihr Pflegekind an die Hand. Es gibt regelmäßig Treffen mit anderen Pflegeeltern, um sich austauschen zu können. Gespräche mit Ärzten, Kindergärten, Schulen, Ausbildern etc. werden durch den Pflegekinderdienst unterstützt.

Der Pflegekinderdienst im Kreishaus bietet seinen zukünftigen Pflegeeltern, neben einem umfangreichen Vorbereitungsseminar, auch jährlich ein bei den Pflegeeltern und deren Kindern sehr beliebtes Wochenendseminar, ein Sommerseminar jeweils mit Kinderbetreuung, sowie Themenabende als auch informelle Veranstaltungen, wie zum Beispiel ein Sommerfest und eine Weihnachtsfeier an. Die Jugendhilfe-Dezernentin: „Elternschaft auf Zeit heißt nicht Liebe auf Zeit, denn sicherlich sind sich Pflegeeltern und Pflegekind ihr ganzes Leben lang darüber bewusst, was sie sich einmal vertraut gemacht haben.“ Ein sicherlich schönes Gefühl, für beide Seiten. Das Jugendamt des Rheingau-Taunus-Kreises sucht insbesondere für Säuglinge und Kleinkinder geeignete Pflegefamilien oder Pflegepersonen, die diesen für längere Zeit einen neuen Lebensmittelpunkt geben können.

Wer Interesse hat, ein Pflegekind aufzunehmen, den lädt der Pflegekinderdienst gerne zu einem Informationsabend ein. Bei der Veranstaltung informieren die Mitarbeiter über Grundlagen und Rahmenbedingungen zum Thema Aufnahme und Betreuung eines Pflegekindes. Es wird zudem auf Fragen, wie zum Beispiel: Was bedeutet der Begriff „Pflegefamilie“? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein? Welche Rechte haben wir? Welche Pflichten haben wir? Welche Rolle spielen die anderen Beteiligten (Jugendamt, leibliche Eltern, Vormund)? Es besteht die Möglichkeit, mit anderen erfahrenen Pflegeeltern Kontakte aufzunehmen, die vom Alltag mit Pflegekindern berichten können, und sich gerne den Fragen stellen. Blaes: „Für uns ist es wichtig, dass sich jeder, bevor er ein Pflegekind aufnimmt, ein möglichst realistisches Bild machen kann.“

Die Infoveranstaltung findet am 19. Mai 2015, ab 18:30 Uhr, in Raum 2.005 der Kreisverwaltung in Bad Schwalbach, Heimbacher Straße 7, statt.
Wer sich vorab informieren will, kann sich an den Pflegedienst im Kreishaus unter Telefon 06124 510-736, -746 oder -766 wenden.