Die „aufgebauten Mauern in den Köpfen“ sollen einge­rissen werden

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Soziales

Auftaktveranstaltung zur Modell­region Inklusion: Menschen mit Beeinträchti­gungen sollen ohne Barrieren am gesellschaft­lichen Leben teilhaben

Auftaktveranstaltung zur Modellregion Inklusion: Menschen mit Beeinträchtigungen sollen ohne Barrieren am gesellschaftlichen Leben teilhaben

„Ich durfte nicht in die Kita und später konnte ich nicht am Sport teilnehmen, weil sonst das Parkett hätte Schaden nehmen können – wegen meiner Prothese“, betont Günter Soukup, der im Rollstuhl sitzt, und dabei schwingt in seiner Stimme ein ganz klein wenig Verbitterung mit. Doch Günter Soukup hat gelernt mit seiner Behinderung umzugehen und auf die Lage von Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit hinzuweisen. Soukups eindringlicher Appell an die Gäste der Auftaktveranstaltung zur Modellregion Inklusion lautet dann auch: „Wir müssen voneinander lernen.“ Eine Aufforderung, die auch von den weiteren Rednern aufgegriffen wurde. Barrieren, die „aufgebaute Mauern in den Köpfen“ sollen endlich eingerissen werden, um Menschen mit Behinderung eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen; niemand dürfe ausgeschlossen werden.

Einblicke geben, was Beeinträchtigung in seiner vielfältigen Form heißt. Menschen mit Behinderung so wahrnehmen, wie sie wirklich sind. Das sind die Ziele der Modellregion Inklusion, eines Projektes vom Hessischen Sozialministerium, dem Rheingau-Taunus-Kreis und der Sankt Vincenzstift gGmbH. „Das Einfühlen in die Lebenssituationen von Menschen mit Sinnesbehinderungen wie Gehörlosigkeit oder Blindheit und von geistiger Behinderung, den Abbau von Barrieren im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention ist unser Ziel“, sagt dann auch Landrat Burkhard Albers. Denn noch immer gebe es in ganz vielen Fällen keinen ungezwungenen Umgang zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen.

Letztlich geht es um ein gesamtgesellschaftliches Umdenken, einen ungezwungenen Umgang oder wie es der Leiter der Fachschule für Sozialwesen St. Vincenzstift, Dr. Christoph Beuers, formulierte: „Wir wollen helfen, die Bilder der Menschen zu verändern, wenn sie an Behinderungen denken.“ Das selbstverständliche Leitbild wird Vielfalt und die Grundhaltung, dass jede und jeder Einzelne wertvoll ist mit den jeweiligen Fähigkeiten und Voraussetzungen. Auf diesen Weg begibt sich der Rheingau-Taunus-Kreis mit dem Partner, der Sankt Vincenzstift gGmbH, nun, die, so Geschäftsführer Dr. Dr. Caspar Söling, „den Ball, der ihr von der Politik zugespielt wurde, sehr gerne aufgenommen habe, um die eigenen Erfahrungen einzubringen“. Thomas Bach vom Hessischen Sozialministerium forderte dann auch: „Inklusion muss alle Menschen erreichen.“ Es müsse eine Bewusstseinsänderung in der Gesellschaft erfolgen und dies könne zu einer Daueraufgabe werden. Bach: „Die Ziele von Inklusion sind erst dann erreicht, wenn niemand mehr darüber sprechen muss.“

Um dies zu erreichen, bauen die beiden Partner nun eine Fachstelle Inklusion auf, für die Steffen Jäck zuständig ist. Um die Menschen im Kreis zu erreichen, gibt es dafür ein Inklusionsmobil, ein Anhänger , mit Gegenständen und Materialien, mit denen „Menschen am eigenen Körper erfahren können, wie es ist, mit einer Behinderung zu leben“. Dieser Anhänger mit dem extra konzipierten Logo wurde während der Veranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt. Zudem ging die neue Homepage unter www.inklusionsmobil.de an den Start. Dort sind weitere Erläuterungen zur Modellregion Inklusion – unter anderem auch in leichter Sprache – abrufbar, sagte Horst Stockem von der Kreisverwaltung. Die Website wolle man ständig weiter optimieren, weshalb jeder gerne Verbesserungsvorschläge unterbreiten könne.

Steffen Jäck von der mobilen „Fachstelle Inklusion“ hat sein Büro im sogenannten Roten Haus in der Steinheimerstraße 21 in Geisenheim. Seine festen Bürozeiten sind montags, mittwochs und freitags, jeweils von 9.00 bis 12.00 Uhr. Telefonisch ist er unter 0171 9792156 oder per Mail unter s.jaeck@st-vincenzstift.de erreichbar.

Der Anhänger der mobilen „Fachstelle Inklusion“ – kurz „F.INK.“ genannt – kann sich nun auf die Reise durch den Rheingau-Taunus-Kreis begeben.