Dialog zur Flüchtlings­betreuung im Kreis­haus

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Kleine Darstellung

Von der Stadt­führung über die Willkom­mens-Mappe bis zum Seminar für Flüchtlings­begleiter / Hilfs­bereitschaft kennt keine Grenzen / Landrat Albers lobt Engage­ment der Ehren­amtlichen

Von der Stadtführung über die Willkommens-Mappe bis zum Seminar für Flüchtlingsbegleiter
Dialog zur Flüchtlingsbetreuung im Kreishaus: Die Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen / Landrat Albers lobt das Engagement der Ehrenamtlichen

„Der Gästebegleiter der Stadt Lorch kommt ein Mal pro Woche in die Gemeinschaftsunterkunft, um die interessierten Flüchtlinge zu einer Stadtführung abzuholen“, erzählt Behrouz Asadi, Leiter Migration und Psychosoziale Betreuung der Malteser Werke Mainz, die die Betreuung der Flüchtlingsunterkunft in Lorch übernommen haben. Der Gästebegleiter zeigt den Flüchtlingen die Wisperstadt, erzähle ihnen interessante Details über die Geschichte und so entstehen die Kontakte. In Idstein entstand eine „Willkommens-Mappe“ mit wichtigen Unterlagen in verschiedenen Sprachen für die ankommenden Asylbewerber, damit sie sich rasch zu Recht finden.

Es gehen weitere Seminare für Flüchtlingsbegleiter in Zusammenarbeit mit dem Diakonischen Werk an den Start, berichtet Sabina Fischer von der Caritas. „Wir wollen den vielen Ehrenamtlichen damit Hilfestellungen anbieten, wobei in den Modulen ganz unterschiedliche Fragenstellungen behandelt werden.“ Durch die tägliche Betreuung und den Kontakt mit den Asylsuchenden entstehen natürlich auch emotionale Bindungen. „Doch wie gehe ich damit um, wenn die Abschiebung eines Flüchtlings droht?“ „Viele ehrenamtliche Betreuer berichten uns von solchen Situationen und fragen nach, wie sie damit umgehen sollen“, ergänzt Susanne Schneider vom „Büro für Sonderaufgaben Migration“ der Kreisverwaltung. Auf solche Fragestellungen geht das Seminar ein.

„Drei Beispiele, die ganz unabhängig voneinander zeigen, dass die Hilfsbereitschaft der Menschen im Rheingau-Taunus-Kreis keine Grenzen kennt“, so Landrat Burkhard Albers während des Dialoges zur Flüchtlingsbetreuung im Kreishaus, an dem viele ehrenamtliche Betreuer, Vertreter der Kirchen und Wohlfahrtsverbände sowie Integrationslotsinnen teilnahmen. Es wurde ein reger Meinungsaustausch über Erfahrungen, über eingeleitete Projekte und neue Ideen, wobei viele Frage direkt vom Michael Diehl, stellvertretenden Fachdienstleiter Migration, beantwortet werden konnte.

Viele Menschen stießen zu den Runden Tischen in den Kommunen, um bei der Flüchtlingsbetreuung zu helfen. Neben der Aufbruchstimmung, der Bereitschaft vieler, sich aktiv einzubringen, gibt es auch Unsicherheiten und Fragen, die „bei diesem Treffen geklärt werden können“, so Albers.

So berichtet Behrouz Asadi von der Unterkunft in Lorch. Vor Ort haben die Malteser eine halbe Stelle für eine Ehrenamtskoordinatorin geschaffen, die die Verbindung zwischen den Ehrenamtlichen und dem Betreuungsteam der Malteser in der Unterkunft in Lorch bildet. 35 Lorcher haben an der Sitzung des Runden Tisches teilgenommen und gleich angeregt, ein Begegnungsfest zu organisieren, welches am 24. Juli stattfinden soll, berichtet Asadi.

Ehrenamtliche führen Deutsch-Kurse durch, je eine Kleiderkammer für Kinder und Erwachsene ist entstanden. Nun will das Team der Malteser noch eine Nähstube und ein Kinderspielzimmer in der Unterkunft einrichten. Der Fußballverein der Wisperstadt hat Angebote unterbreitet und kann beim nächsten Spiel schon einen Neuzugang aus der Flüchtlingsunterkunft vermelden. Mit dem Arzt vor Ort wurde eine Vereinbarung getroffen. „Die Unterkunft ist in der Lorcher Bevölkerung akzeptiert und die Stimmung mehr als positiv“, zieht Behrouz Asadi eine mehr als positive Zwischenbilanz. Das ist gelebte Integrationsarbeit. Albers zeigte sich ebenfalls zufrieden über die jüngste Entwicklung in Lorch, die nach den Debatten im Vorfeld der Belegung der Gemeinschaftsunterkunft nicht zu erwarten war: „Die Ehrenamtlichen in Lorch leben die Willkommenskultur.“

Als vorbildliches Beispiel darf sicherlich auch die Arbeit des Netzwerkes „Fluchtpunkt Niedernhausen“ gelten. Laut der Koordinatorin Patricia Garnardt sind im Netzwerk rund 50 Ehrenamtliche tätig. Von der Hausaufgabenhilfe für Grundschüler über Deutschkurse für Erwachsene bis zu einem Finanzlotsendienst und vielen, ganz unterschiedlichen Freizeitaktivitäten reicht das umfangreiche Angebot des Netzwerkes in Niedernhausen. „Wir wollen, dass die Asylsuchenden entweder zügig integriert werden oder – im Falle einer juristisch erzwungenen Rückkehr ins Herkunftsland – einen guten Eindruck von ihrer Zeit in Deutschland mitnehmen. Die unterstützenden Ehrenamtlichen erhalten die Gewissheit: Das ist meine Kompetenz, da kann ich sinnvoll gesellschaftliche Verantwortung übernehmen“, so Patricia Garnardt.