„Deutschland war in seiner Geschichte noch nie so stark auf ehren­amtliches Engagement ange­wiesen“

|

Ehrenamt

Landrat Burkhard Albers überreicht Ehren­amtspreis 2016 des Kreises in der Kategorie „Soziales“ / Kinder­armut angepran­gert

Landrat Burkhard Albers überreicht Ehrenamtspreis 2016 des Kreises in der Kategorie „Soziales“ / Kinderarmut angeprangert

Im Rahmen einer Feierstunde konnte Landrat Burkhard Albers den diesjährigen Ehrenamtspreis des Rheingau-Taunus-Kreises in der Kategorie „Soziales“ an die sechs Preisträger überreichen. Insgesamt lagen der Jury zwölf Vorschläge vor. Der Ehrenamtspreis, dotiert mit jeweils 500 Euro, ging an die Flüchtlingshilfe Idstein e.V. (Prof. Dr. Wilken), den Förderverein der Sozialstation Heidenrod (Walter Weber), die Stiftung „Zukunft schenken“ (Jean-Dominique Risch), den Verein Hahnkopf Springen e.V. (Florian Herborn), den Förderverein der Regenbogenschule (Friedbert Samland) sowie gemeinsam an den Förderverein sozialer Einrichtungen Oestrich-Winkel und den Spendensammelverein für Soziales und Kultur Oestrich-Winkel (Rolf Beck und Gerda Müller).

In seiner Laudatio würdigte Landrat Albers das soziale Engagement der ausgezeichneten Vereine, Stiftungen und Einrichtungen. Landrat Albers: „Ehrenamtliches Engagement: Die Bundesrepublik Deutschland war in ihrer Geschichte noch nie so stark darauf angewiesen wie in dieser Zeit. Sie alle kennen den Grund. In den vergangenen zwei Jahren kamen über eine Millionen Flüchtlinge in unser Land.“ Jeder kenne noch die Bilder aus den Monaten September bis Dezember 2015. Menschen, die mit wenigen Habseligkeiten Zuflucht vor Krieg und Terror in unserem Land suchten. „Und wir sehen die Bilder der Hilfsbereitschaft vor uns. Viele Deutsche sind seit rund zweieinhalb Jahren ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe tätig. Sie unterstützen, helfen, beraten, geben Deutschunterricht und übernehmen viele weitere Aufgaben für jene, die als Flüchtlinge zu uns gekommen sind“, sagte der Landrat.

Die Menschen in Deutschland seien in diesem Jahr zusammengerückt, auch wenn es auch an der einen oder anderen Stelle noch hakt oder es sogar zu fremdenfeindlichen Exzessen kommt. „Wir sind keine homogene Gesellschaft sondern eine vielschichtige Gesellschaft, die leider auch Ränder hat.“ Und dort werde versucht, politischen Profit aus der aktuellen Lage zu ziehen.

Deutschland gilt aber auch als eines der reichsten Länder der Welt. Und trotzdem gibt es auch hier, sogar in unserem eigentlichen reichen Rheingau-Taunus-Kreis, Armut. Kinder und Erwachsene leben am Existenzminimum. Der Armutsbericht belegt das immer wieder. Im Rheingau-Taunus-Kreis ist der Anteil der Kinder, die unter Armut leiden müssen, von 7,8 Prozent 2011 auf 8,8 Prozent 2015. So steht es in der neuen Studie der Bertelsmann-Stiftung zur Kinderarmut. Der Kreis liegt zwar deutlich unter dem bundesdeutschen – 14,7 Prozent – und dem hessischen Durchschnitt von 14,4 Prozent, dies „ist für uns aber kein Ruhekissen“. „Ganz im Gegenteil: Wir müssen alles daran setzen, die Quote wieder zu reduzieren. Denn Armut beeinträchtigt die Entwicklung von Kindern.“

Doch Politik, die öffentliche Hand, könne dies nicht alleine schaffen. Eine Zivilgesellschaft wie die unsrige braucht Initiativen, die von Privaten ausgehen. „Ich nenne als Beispiel die Stiftung „Zukunft schenken“, die Gelder für Kinder sammelt, um diesen beispielsweise ein Ferienlager in Ransel zu ermöglichen.“ Es gibt aber auch Initiativen, die Spenden einsammeln, damit etwa die Sozialstation in Heidenrod ihre wichtige Arbeit leisten kann. Die Gemeinde finanziert die Sozialstation, doch gibt es immer wieder ein Defizit, das durch den Zuschuss des Fördervereines ausgeglichen wird.

Für den Ehrenamtspreis vorgeschlagen wurden zudem: Roswitta Held, Schülerschaft Hansenbergschule, Diethardt Patzelt, Patricia Garnat, Heike Helisch und Roswitha Kacmacyk. Sie erhalten eine Urkunde. Auch ihnen dankte der Landrat für ihr ehrenamtliches Engagement im sozialen Bereich. Der Ehrenamtspreis war zudem in den Sparten „Sport“ und „Musik“ ausgeschrieben. Leider lagen dafür keine Vorschläge vor. Umrahmt wurde die Feierstunde von Rezitationen von Andreas Roskos.

Landrat Burkhard Albers mit den Preisträgern des Ehrenamtspreises 2016 des Rheingau-Taunus-Kreises in der Sparte „Soziales“.