Der Regel­wächter zieht auch schon einmal die rote Karte

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Prävention

Landrat Albers überreicht Silberbach­schule den Präventions­preis 2016 / Zum Programm „Achtsame Schule“ gehört auch der Klassen­rat

Landrat Albers überreicht Silberbachschule den Präventionspreis 2016 / „Achtsame Schule“

Im Klassenrat besprechen die Schülerinnen und Schüler Themen, die in der Klasse aber auch an ihrer Schule anfallen und aus Sicht der Schüler geregelt werden sollen. So geht es um den Müll auf dem Schulhof, der von den Bauarbeitern dort zurückgelassen wurde. „Wir haben zwei Schüler beauftragt, mit den Bauarbeitern zu sprechen, dass diese den Müll wegräumen“, erzählt Jakob. Was dann auch geschah. Um die Gespräche im Klassenrat konzentriert durchführen zu können, gibt es Zeit- und Regelwächter. „Die Zeitwächter schauen darauf, dass die Sprechzeit eingehalten wird. Der Regelwächter soll die Nebengespräche unterbinden und darf sogar eine gelbe oder sogar eine rote Karte ziehen“, berichtet der Schüler.

Der Klassenrat gehört zum Programm „Achtsame Schule“, das für die Silberbachschule in Wehen erarbeitet wurde und nun von Landrat Burkhard Albers mit dem Präventionspreis des Rheingau-Taunus-Kreises 2016 ausgezeichnet wurde. Der Präventionspreis ist in diesem Jahr zweigeteilt (die Schulsozialarbeit der Rheingauschule erhielt den zweiten Teil) und ist mit je 625 Euro dotiert. „Wir wollen die wichtige Präventionsarbeit an den Schulen im Kreisgebiet damit würdigen“, betonte Albers. Es gehe darum, vorzubeugen, mögliche Konflikte erst gar nicht entstehen zu lassen. In Schulen seien viele Menschen auf kleinem Raum eng zusammen, was unter Umständen zu Reibereien führe. Den Schülerinnen und Schülern zu zeigen, wie sie selbst dann Konflikte friedlich beilegen können, sei das Ziel.

Um eine Konfliktbewältigung zu ermöglichen, hat die Silberbachschule in Taunusstein-Wehen das Programm „Achtsame Schule“ entwickelt, in dem wiederum drei wichtige Bausteine aufgeführt sind, die Eigenverantwortlichkeit, das friedliche Zusammenleben und das Thema Gesundheit. „Das Programm, die Umsetzung und das große Engagement von Schülern. Eltern und Lehrern haben die Jury überzeugt, der Silberbachschule den Preis zu zuerkennen“, so Albers.

Eine Entscheidung, die die Schulgemeinde mit großer Freude zur Kenntnis nahm, wie die Schulleiterin Inge Neuhaus berichtete. Gerade weil die Silberbachschule eine Ganztagsschule ist, gehe es um ein geregeltes Miteinander von Kindern und Erwachsenen. Der Förderverein unterstützte zudem die Einstellung einer Mitarbeiterin für die Schulsozialarbeit. Inge Neuhaus unterstrich, dass die Schulsozialarbeit eine wichtige Stütze für die Lehrerinnen an der Schule ist. „Schule funktioniert heutzutage nicht mehr nur mit Lehrern. Es bedarf der Einrichtung einer Schulsozialarbeit mit Sozialpädagogen auch an Grundschulen. Unsere große Bitte geht an den Kreis, die Schulsozialarbeit auch auf die Grundschulen auszuweiten“, lautet das Plädoyer der Schulleiterin.

Inge Neuhaus und die Schülerinnen und Schüler erläuterten Landrat Burkhard Albers anschließend die sechs Säulen des Programmes, die Themen Schülermitbestimmung, Erziehungsvereinbarung, Elterncafe, Schulsozialarbeit, Räume und Rituale. So findet alle sechs bis acht Wochen ein Eltern-Treffen statt, bei dem sich alle Eltern treffen, um schulische Angelegenheit zu besprechen; auch jene, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind.

Spielerisch, mit einer Wolfs- und einer Giraffenpuppe, werden Konflikte thematisiert. „Der Wolf ist immer etwas bockig, die Giraffe dagegen freundlich und fragt nach den Gefühlen, berichtet Rosa. Und ein Monatsmotto geben sich Schüler, Lehrer und Eltern auch. In diesem Monat heißt es: „Wir sind mutig und geben Fehler zu.“ „Daran halten sich alle“, so Schulleiterin Inge Neuhaus, die sich auch noch an das erste Motto erinnert: „Wir grüßen uns alle.“ Eine Idee, die Landrat Albers gleich aufnahm: „Das sollten wir im Kreistag und im Kreishaus auch einführen.“

Landrat Albers überreicht den zweigeteilten Präventionspreis 2016 an die Leiterin der Silberbachschule Inge Neuhaus im Beisein der Schülerinnen und Schüler, die zuvor über die Maßnahmen des Programmes „Achtsame Schule“ berichteten.