„Der perfekte berufliche Lebens­lauf ist nicht immer alles“

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Jobcenter

Arbeitgeber­service des Kommunalen JobCenters: Vermittler zwischen Arbeitslosen und Arbeitgebern

Arbeitgeberservice des Kommunalen JobCenters: Vermittler zwischen Arbeitslosen und Arbeitgebern

„Der Schlüssel für eine erfolgreiche Vermittlung ist der Kontakt zu den Arbeitgebern im Kreis verbunden mit der Fähigkeit, Menschen zu überzeugen, dass sie nicht alleine den beruflichen Lebenslauf in den Mittelpunkt ihrer Entscheidung stellen“, umschreibt Meike Dittmar sehr vereinfacht ihr Aufgabengebiet im Arbeitgeberservice des Kommunalen JobCenters in der Kreisverwaltung in Bad Schwalbach. Sie ist seit Herbst 2016 Vermittlerin zwischen Arbeitgebern und den sogenannten „arbeitsmarktnahen Kunden“ im JobCenter, also solchen Personen, die seit längerer Zeit arbeitslos sind, aber „den Willen haben, raus aus der Situation zu kommen“, wie Meike Dittmar sagt. „Langzeitarbeitslose, die motiviert und mobil sind, die die Potential-Analyse durchlaufen haben und die somit die Voraussetzungen mitbringen, in den ersten Arbeitsmarkt integriert zu werden, weil es berufliche Perspektiven gibt.“

Kundinnen wie beispielsweise die Alleinerziehende, 26 Jahre alt, gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte, die in ihrem Beruf nie gearbeitet hat und nun raus aus dem HARTZ-IV-Bezug will. „In diesem Beruf gibt es kaum noch Stellenangebote, also musste sie sich vollkommen neu orientieren, nach neuen beruflichen Perspektiven schauen.“ Gemeinsam mit Meike Dittmar führte die 26-Jährige die Potential-Analyse durch, mit der etwa die Stärken, Fähigkeiten und Schwächen ermittelt werden. Welche Jobs kommen in Frage? Welche beruflichen Voraussetzungen liegen vor? Welche Kompetenzen? Sind die Jobs mit der Ausbildung kompatibel? Fähigkeiten und die Interessen wurden abgeklopft. „Wir sind danach die offenen Stellen gemeinsam durchgegangen“, so Meike Dittmar. Die 26-Jährige schrieb Bewerbungen und wurde auch zu Bewerbungsgesprächen eingeladen.

Meike Dittmar: „Sie hätte sogar eine Arbeitsstelle annehmen können, wenn es das Problem mit der Kinderbetreuung nicht gegeben hätte.“ Im Vertrag stand Arbeitsbeginn 7.30 Uhr – doch um diese Zeit fand die Kundin niemand, der ihr Kind betreute. Also begann die Stellensuche erneut. „Wir haben nach einem Job in einer Verwaltung geschaut, obwohl der Kundin die Voraussetzungen in Form der geforderten Ausbildung dafür fehlten.“ Hier beginnt der zweite Teil des Aufgabengebietes im Arbeitgeberservice. „Wer nicht zu 100 Prozent in das Anforderungsprofil passt, dessen Bewerbung wird fast immer aussortiert“, sagt sie. Meike Dittmar suchte deshalb das direkte Gespräch mit den verantwortlichen Mitarbeitern des Personalamtes, machte auf die Fähigkeiten der Bewerberin aufmerksam und bat, „der Bewerberin eine Chance zu geben.“ Alles andere lag nun in den Händen der Kundin: „Sie musste sich alleine und selbständig auf das Bewerbungsgespräch vorbereiten und sich dort von ihrer besten Seite zeigen. Es hat jedenfalls geklappt und sie bekam die Stelle!“

Als Mitarbeiterin im Arbeitgeberservice des Kommunalen JobCenters ist Meike Dittmar ebenfalls Ansprechpartnerin für Arbeitgeber oder eben auch Vermittlerin. „Nach der Potentialanalyse für den arbeitsmarktnahen Kunden spreche ich potentielle Arbeitgeber an, um sie zu überzeugen, den oder die Bewerber/in doch zu einem Gespräch einzuladen, damit der Arbeitgeber sich ein persönliches Bild machen kann.“ Das kann auch in Form eines Praktikums geschehen. Zudem gibt es bestimmte Fördermöglichkeiten.

Gerne erinnert sich Meike Dittmar auch an einen Arbeitgeber, der einen Koch für seine Gaststätte suchte. Sie hatte einen passenden Bewerber in der Kartei, der über viele Jahre in einem italienischen Lokal gekocht hatte, aber ohne je eine Ausbildung gemacht zu haben. „Es waren sehr intensive Gespräche mit dem Besitzer notwendig, um ihn zu überzeugen. Am Ende hat es sich aber gelohnt!“

Der Arbeitgeberservice war zunächst eigentlich als Instrument gedacht, mit dem Meike Dittmar ihre Kunden, also den (Langzeit)-Arbeitslosen, über das direkte Gespräch mit Arbeitgebern in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. Wegen der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich dieser Teil ihrer Arbeit aber längst „umgekehrt“, weil sich inzwischen der Fachkräftemangel in sehr vielen Branchen erkennbar ist. „Derzeit werden händeringend Dachdecker gesucht.“ „Stichpunkt Fachkräftemängel: Viele Arbeitgeber, die nach Personal für ihre Firma suchen, kontaktieren mich inzwischen von sich aus“, erzählt sie. Diese Anfragen werden immer mehr, weil in vielen Branchen der Arbeitsmarkt leergefegt ist. „Es macht meine Arbeit noch spannender und so freue ich mich auf jeden Chef von hiesigen Firmen, die den Arbeitgeberservice in Anspruch nehmen.“

Der Arbeitgeberservice im Kommunalen JobCenter ist unter der Telefonnummer 06124 510-457 oder unter m.dittmar@rheingau-taunus.de erreichbar.

Meike Dittmar vom Arbeitgeberservice des Kommunalen JobCenters