„Der Glaube ist wichtiger als der IQ“

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Hessencampus Rheingau+Taunus veran­staltete Fachtag zum Thema „Bildung und Teil­habe für Kinder und Jugend­liche“

Hessencampus Rheingau+Taunus veranstaltete Fachtag zum Thema „Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche“ / Kinderarmut im Blick

Laut Landrat Burkhard Albers gelten 8,8 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Rheingau-Taunus-Kreis als arm. Weniger als im Landesdurchschnitt, der bei 14,4 Prozent liegt, und des Bundesdurchschnitts von 14,7 Prozent, aber wirklich „kein Grund, um sich auf ein sanftes Ruhekissen zurückzuziehen“. Für Albers stand dann auch fest: „Wir müssen jedes Kind im Blick behalten und sollten alles dafür tun, dass die Bildungschancen jedes Kindes – ob aus armen oder reichen Haushalt – gewahrt bleiben.“ Deshalb müsse Kinderarmut bekämpft werden. Wie dies passieren kann, zeigte der Fachtag „Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche im Rheingau-Taunus-Kreis“, der von Hessencampus Rheingau +Taunus und der Kreisverwaltung veranstaltet wurde.

Wie kann man Kindern und Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien helfen, die – und dies ist unbestritten – deshalb oft nicht die Chance haben, am sozialen und kulturellen Leben in dieser Gesellschaft teilzunehmen? Wie können Auswirkung und Folgen einer solchen Armut begrenzt werden? Denn Kindern erkennen sehr schnell, wenn ihre Altersgenossen „anders sind, wenn sie nicht am Ausflug in der Kita teilnehmen können oder „billige Kleidung tragen“, wie Referent Dr. Joachim Bensel in seinem Fachvortrag „Jedes Kind im Blick – Vielfalt als Herausforderung und Chance in der Bildung“ betonte. „Kindern fällt auf, dass andere nie in Urlaub fahren, was sie etwa mit zum Spielzeugtag in ihrer Kita mitbringen“, so seine Erfahrung.

Kinder aus einkommensschwächeren spüren auch diesen sozialen Unterschied und ziehen sich dann zurück, was wiederum zu sozialen Problemen etwa in ihrem Verhalten, aber auch zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Kinder aus solchen Familien hätten auch Sprach- und Ausdrucksdefizite, betont Dr. Bensel. Deshalb plädierte der Referent für „eine Verankerung einer Armutssensibilität in Kitas und Schulen“. Es sollten keine vorschnellen Urteile „über arme Familien“ gefällt werden. Vielmehr gehe es darum, gerade solche Kinder in ihrer Persönlichkeit und ihrem Handeln zu stärken. Bensel: „Es gilt, den Glauben an den eigenen Erfolg bei diesen Kindern zu implementieren. Denn der Glaube an sich selbst ist wichtiger als ein IQ und Wissen.“

Den Kindern sollten Freiräume geboten werden, in denen sie sich selbst ausprobieren können. Bensel nennt es „selbstgestellten Mutproben“ bestehen. Sie sollen eigene Vorschläge unterbreiten können, sich beispielsweise Spiele oder Projekte ausdenken dürfen. Auch die Kindergärten und Schulen sind laut Dr. Bensel gefordert, Bildungsangebote und Projekte anzubieten. In seinem Vortrag ging der Referent auf Angebote für Flüchtlingskinder ein, sprach von kultureller Vielfalt und einer kultursensitiven Erziehung.

Anschließend erläuterten Michael Vogt und Cenk Yoldas vom Kommunalen JobCenter des Kreises die Möglichkeiten des Bildungs- und Teilhabepaketes der Bundesregierung, einem Leistungsangebot speziell zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit geringem Einkommen. Dadurch soll die Möglichkeit einer verbesserten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der Gemeinschaft und eines verbesserten Zugangs zur Bildung gewährleistet werden. Im Kreis wurden die Leistungen in sechs Kategorien unterteilt. So sind finanzielle Unterstützungen für Schulausflüge und Klassenfahrten ebenso vorgesehen wie für Schulbedarf, für Schülerbeförderungskosten, für Lernförderung sowie für Mittagsverpflegung und  zur Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben.