„Der effektivste Kinder­schutz sind starke und verant­wortungsvolle Eltern“

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Auftakt­veranstaltung für das „Netzwerk Frühe Hilfen“ im Idsteiner Land / Viele Anregungen

Auftaktveranstaltung für das „Netzwerk Frühe Hilfen“ im Idsteiner Land / Viele Anregungen

Nachdem die Auftaktveranstaltungen für das Netzwerk „Frühe Hilfen und Kooperation im Kinderschutz“ schon für den Rheingau und für die Region um die Kreisstadt Bad Schwalbach durchgeführt wurden, gab es Anfang Juli nun auch die Gründung für das Idsteiner Land. Dabei wies die zuständige Jugendhilfe-Dezernentin, Schirmherrin Monika Merkert, auf die Bedeutung der Netzwerke im Kreis hin: „Wir wollen gemeinsam ein fachübergreifendes Frühwarnsystem zur Verbesserung des Kinderschutzes auf die Beine stellen.“ Die bisherige Resonanz zeige, dass dieser Aufruf zur Gründung einen breiten Wiederhall bei den zuständigen Einrichtungen der Jugendhilfe und des Kinderschutzes gefunden hat. „Viele bringen sich mit ihren Idee und Vorschlägen in die Netzwerkarbeit mit ein“, berichtet auch der Koordinator des Netzwerkes „Frühe Hilfe“ im Kreishaus, Lutz Büchner.

Monika Merkert wies in ihrem Grußwort darauf hin, dass der Kinderschutz im Kreis eine hohe Bedeutung genießt. „Wir haben im Kreis auch ohne das in Kraft getretene Bundeskinderschutzgesetz schon einiges vorangebracht. Wir können im Rheingau-Taunus-Kreis bereits auf sehr gute Strukturen und niederschwellige Angebote zurückgreifen.“, so die Dezernentin. So sei die Zahl der Inobhutnahmen von 44 im ersten Halbjahr 2010 auf 30 im ersten Halbjahr 2014 zurückgegangen. Auch die Meldungen von Kindeswohlgefährdungen liege im Vergleich zu 2010 mit 144 zum Jahr 2014 mit 100 ebenfalls niedriger.

Um die Zahlen aber weiter nach unten zu führen, sind die Früherkennung von Risiken für das Kindeswohl und die konsequente Sicherstellung der erforderlichen Hilfen von besonderer Bedeutung. Dazu soll nun auch die laut Bundeskinderschutzgesetz vorgesehene Vernetzung von Hilfen des Gesundheitswesens und der Kinder- und Jugendhilfe, sowie anderen dem Kinderschutz und der Familienhilfe dienenden Einrichtungen, Institutionen und Behörden wichtig. Dabei müsse aber auch gelten: „Eltern stärken, das ist ein wichtiger, vielleicht sogar der wichtigste Baustein einer wirksamen Prävention.“

Besonders in hoch belasteten Familien müssten Risiken früh erkannt werden und Familien verlässliche und kontinuierliche Unterstützung, Begleitung und Hilfen erhalten. Monika Merkert: „Der effektivste Kinderschutz sind starke und verantwortungsvolle Eltern.“ Entscheidend sei, Eltern zu unterstützen und sie zu ermutigen, Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn sie das Gefühl haben, an ihre Grenzen zu stoßen. Diese Unterstützung solle so früh wie möglich zur Verfügung stehen. Denn je früher Fachkräfte, Ehrenamtliche, Familie und Freunde erkennen, dass Eltern Unterstützung benötigen, desto früher können passgenaue Hilfen angeboten und so negativen Entwicklungen für das Kind entgegengewirkt werden.
 
Diese Aufgabe könne nicht allein die Jugendhilfe leisten. Familien zu stärken und ein differenziertes Beratungs-, Unterstützungs- und auch Frühwarnsystem aufzubauen, ist Aufgabe der mit dem Kinderschutz und „Frühen Hilfen“ betrauten Institutionen, Einrichtungen und Professionen und letztlich eine interdisziplinäre Herausforderung für die Politik, betonte die Jugendhilfe-Dezernentin.

Wie Lutz Büchner berichtet, gab es anschließend in den Workshops engagierte Debatten, bei denen sich vier Schwerpunkte herauskristallisierten. Es geht den Beteiligten um einen möglichst reibungslosen und schnellen Informationsaustausch vor dem Elementarbereich (0-3 Jahre) in Bezug auf besondere Bedarfslagen und Förderung von Kindern. Zudem sind sich die Beteiligten sicher, dass ein schneller und zeitnaher Informationsaustausch wichtig für eine gelingende Kooperation ist. Büchner: „Die Institutionen die Angebote Früher Hilfen durchführen sind Multiplikatoren und immer wieder auf den Rückfluss von Informationen angewiesen, da sie von der thematischen Verortung und dem Alter der Kinder an der Basis arbeiten.“ Wünschenswert sei auch, dass die Kitas sich hin zu Familien- und Kompetenzzentren entwickeln.

„Als erste Aufgabe werden zwei Arbeitskreise, der Arbeitskreis Frühe Hilfen und der Arbeitskreis Kooperation im Kinderschutz, eingerichtet ,um die Eingaben aus den Workshops weiter zu bearbeiten“, so der Netzwerk-Koordinator, der auch auf den Vortrag von Heinz Hahn über das Idsteiner „Netzwerk Kinder schützen – Kinder fördern – Eltern stärken“ hinwies. Dabei hob Hahn besonders hervor, dass in Idstein Wert auf ein „lebendiges Netzwerk“ gelegt wird. So gehe es um einen schnellen Austausch an Informationen und Meinungen. Die Kommunikation untereinander sei wichtig. „Jeder muss wissen, an wen er sich in einem speziellen Fall wenden kann“. Deshalb ist auch für Büchner der Aufbau einer internetgestützten Kommunikationsplattform ganz wichtig.