Der Blutdruck schnellt in die Höhe - ein Panikgefühl macht sich breit

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Bahnlärm

Erste Erfahrungen mit dem Bahnlärm / Sabrina Schmidt: Nach der Theorie folgte die Praxis - erschreckend!



Es ist kurz nach 13 Uhr an diesem Freitagmittag. Auf der Straße gegenüber dem Bahnhof in Eltville-Hatten

Erste Erfahrungen mit dem Bahnlärm / Sabrina Schmidt: Nach der Theorie folgte die Praxis - erschreckend!

Es ist kurz nach 13 Uhr an diesem Freitagmittag. Auf der Straße gegenüber dem Bahnhof in Eltville-Hattenheim steht Sabrina Schmidt, unterhält sich mit zwei Bekannten. Bisher kennt die aus Altendiez stammende Studentin Bahnlärm nur vom Hörensagen. Als sich ein Güterzug aus Richtung Rüdesheim nähert, ist sie gespannt. "Eine Gespräch ist nicht mehr möglich", schreit sie gegen den Lärm des Zuges an. Dann ein markerschütterndes Quietschen, das Rad eines Waggons schleift am Gleis. Sabrina Schmidt zuckt zusammen.

Die Studentin: "Obwohl ich vorgewarnt wurde, war die Dimension des Lärmes für mich doch überraschend." Dieses Dröhnen war wirklich so unangenehm, dass "ich innerlich zusammenzuckte und das Bedürfnis verspürte, es einfach ganz schnell wieder loswerden zu müssen." Reden war unmöglich. Der unterschiedliche Lärmpegel machte eines deutlich: "Es handelte sich bei einigen Waggons um extrem alte und bei anderen um etwas jüngere Wagen mit unterschiedlichen Techniken." Doch beide Arten verursachten einen Höllenlärm. "Das plötzliche und vollkommen unerwartete Quietschen ging dann durch Mark und Bein. Man erschrickt und merkt, dass der ganze Körper panisch reagiert, vibriert, der Blutdruck in die Höhe schnellt", beschreibt sie ihre Empfindungen in diesem Moment. Der Zug ist zwar weg, das ungute Gefühl blieb aber. Sabrina Schmidt: "Ich benötigte einige Momente, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen."

Als Praktikantin in der Pressestelle der Kreisverwaltung in Bad Schwalbach wollte sie sich selbst einen Eindruck über den Bahnlärm im Rheingau-Taunus-Kreis verschaffen. Die Studentin: "Nachdem ich mich eine Woche lang intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt hatte, wollte ich die Praxis live erleben." Denn sie selbst wohnt nicht in der Nähe einer Bahnstrecke und hatte bisher keine Ahnung, welcher Belastung die Anwohner an der Bahnstrecke im Rheingau und im Mittelrheintal ausgesetzt sind.

"Die Angaben über die in Ortschaften gemessenen Schalldruckpegelstände sagten mir bisher nichts." Sind 100 Dezibel viel oder wenig? Was bedeutet es wirklich, wenn alle vier Minuten ein Güterzug durch den Ort fährt? " Ich konnte mir die Situation nicht vorstellen." Aus diesem Grund stand Sabrina Schmidt direkt an den Gleisen und war zunächst einmal erschrocken, wie verdreckt die Hauswände der Häuser sind, die nur wenige Meter neben dem Gleisbett stehen. Auch die Risse in den Fassaden waren kaum zu übersehen.

Die Studentin: "Lange musste ich nicht auf den ersten Güterzug warten. Schon bevor er überhaupt in Sichtweite war, konnte man ihn hören kommen. Die Schienen summten und das Geräusch wurde immer lauter." Das zunächst leise beginnende Brummen entwickelte sich zu einem ohrenbetäubenden Quietschen. "Kaum war der Zug weg und das immer leiser werdende Summen fast verschwunden, konnte ich wieder ein Brummen wahrnehmen - der nächste Güterzug war im Anmarsch."

Auch beim zweiten Zug konnte sie sich an den Geräuschpegel nicht gewöhnen. "Ein paar Minuten später fuhr ein Personenzug ein. Diesen hatte man erst hören können, als er schon in Sichtweite war", erzählt sie. Der Unterschied zu den Güterzügen vorher war enorm. Sabrina Schmidt: "Ich stellte mir schnell die Fragen: Wie halten die Menschen das hier eigentlich aus? Wie kann man hier nachts bloß schlafen? Kaum ist der eine Zug weg, kommt bereits der nächste und das 24 Stunden am Tag und 7 Tage in der Woche!"

Sabrina Schmidt will am Samstag, 12. Mai 2012, in Rüdesheim am Rhein (Beginn 12.00 Uhr) an der Demonstration gegen den Bahnlärm beteiligen. "Bahnlärm macht auf Dauer krank, ist meine kurze Erfahrung. Deshalb muss sich etwas verändern", betont sie. Die Güterzüge müssten raus aus dem Rheintal. Aber sie weiß auch: "Nur wenn viele Betroffene aus der Region zu der Demonstration kommen, können wir auf die Bahn AG einwirken, gemeinsam mit der Bundesregierung die Alternativtrasse zu bauen!"