Das Szenario wirkt gespens­tisch und angstein­flößend

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Katastrophenschutz

Kreis führte auf dem Areal von Kloster Eberbach eine Katastrophen­schutz-Übung durch / Rund 550 Kräfte im Einsatz / Dank an alle Teil­nehmer

Kreis führte auf dem Areal von Kloster Eberbach eine Katastrophenschutz-Übung durch / Rund 550 Kräfte im Einsatz / Dank an alle Teilnehmer

„Wo bleiben denn die Rettungskräfte? Meine Frau ist da noch drin“, ruft – immer wieder – ein sichtlich unter Schock stehender Mann, der im Park vor der Basilika von Kloster Eberbach wild gestikulierend umherläuft. Aus dem Inneren der Basilika sind Schreie zu hören. Zwei Jungs versuchen sich Zugang zu verschaffen, werden zurückgehalten: „Wir müssen doch helfen. Da sind noch Menschen drin!“ Derweil blitzen die ersten Blaulichter rund um das Areal auf, sind Martinshörner zu hören. Im Inneren der Basilika kann man kaum noch die Hände vor dem Gesicht sehen, überall ist Rauch. Die Szenerie wirkt gespenstisch und auch sehr angsteinflößend und ist doch – glücklicherweise – nur Teil einer groß angelegten Katastrophenschutz-Übung auf dem Kloster-Gelände, die der Fachdienst Brand-, Katastrophenschutz und Rettungsdienst der Kreisverwaltung organisiert hatte.

„Wir wollten ein möglichst realitätsnahes Szenario vorlegen, in dem die rund 550 Rettungskräfte viele einzelne Aufgaben erledigen müssen“, berichtet der Leiter der Übung, Kreisbrandmeister Reiner Oswald. Das Szenario: Die Brandmeldeanlage im Museum des Klosters löst aus. Fünf Minuten später meldet sich der Brandsicherheitsdienst des Klosters über Notruf in der Zentralen Leitstelle des Kreises, um von einem Dachstuhlbrand in der Basilika zu berichten, in der sich zirka 500 Gäste bei einer Veranstaltung befinden. Wegen des Umfanges des Brandes und der großen Anzahl an zu erwartenden Verletzten und sogar Toten alarmiert die Leitstelle die Feuerwehren, Katastrophenschutzeinheiten und Rettungsdienste sowie die Notfallseelsorge im Kreisgebiet und den anliegenden Regionen.

„Es ist die größte Katastrophenschutzübung im Kreis der vergangenen 20 Jahre“, berichtet Oswald. „Nur bei einer solchen Übung können wir erkennen, wie gut die einzelnen Organisationen in einem fiktiven Ernstfall zusammenarbeiten “, ergänzt Landrat Frank Kilian. Denn vor Ort müssen die Einsatzkräfte die Lage erkennen, Entscheidungen treffen, welche Einheit welche Aufgabe übernimmt. „Deshalb haben wir auch Komparsen eingebunden, die sehr gut ihre Rollen als Verletzte, als schockierte und vor allem verzweifelte Personen spielen“, so Oswald. Auch darauf müssen sich Einsatzkräfte einstellen.

Mittlerweile sind die Drehleitern auf dem Gelände aufgefahren, versucht sich der Einsatzleiter ein Bild von dem Geschehen zu machen. Menschen sitzen in ihren Büros fest, schreien. „Diese gilt es, zuerst zu retten, während andere Einheiten in die vollkommen verrauchte Basilika vordringen.“ Im Vorraum zum Laiendormitorium wird ein erstes „Lazarett“ für die unter Schock stehenden Verletzten, viele davon nicht ansprechbar, eingerichtet. Notärzte, Sanitäter und die Notfallseelsorger kümmern sich um sie. All dies wird von den Kräften der Polizei, von auswärtigen Beobachtern und von Bundeswehrsoldaten genau kontrolliert. „Wir wollen natürlich auch erkennen, wo es Mängel gab, um diese im Ernstfall nicht mehr zu begehen“, erläutert Oswald, der zudem in den Ablauf einzelne, erschwerende Aufgaben in die Übung „eingebaut“ hat. Laut Plan ist etwa die Zisterne unter dem Kloster ohne Wasser. „Es müssen Schläuche zum nächsten Teich gelegt werden, um die Löschwasserzufuhr zu garantieren.“

Um 13.30 Uhr meldet die Einsatzleitung dann: „Feuer aus!“ Landrat Kilian und der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Kloster Eberbach, Martin Blach, dankten allen Teilnehmern für ihren Einsatz bei der Übung. Für Kreisbrandmeister Reiner Oswald und seine Mitarbeiter geht die Arbeit aber noch weiter: Sie müssen die Bögen mit Anmerkungen der Beobachter auswerten und zu einem Gesamtbericht zusammentragen. „Wir haben gesehen, wie wichtig für unser aller Sicherheit eine solche Übung ist“, betont Landrat Kilian abschließend.

Leiterwagen im Einsatz

Leiterwagen bei der Katastrophenschutzübung im Kloster Eberbach im Einsatz