Das Selbstwert­gefühl ist wieder vorhanden

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ProJob

Abschlusstermin des Sozialraum­projektes Eltville / Positive Bewertung gemacht / Vier Teilnehmer in Arbeit vermittelt

Abschlusstermin des Sozialraumprojektes Eltville / Positive Bewertung gemacht / Vier Teilnehmer in Arbeit vermittelt

Das Gefühl der Isolation und der Ausgrenzung aus dem gesellschaftlichen Leben ist einer positiven Ausstrahlung und einer optimistischeren Lebenseinstellung gewichen. Der persönliche Erfolg des Einzelnen, Anerkennung und Wertschätzung wieder zu erfahren, das Miteinander und der Zusammenhalt der Gruppe stehen bei den meisten Anwesenden im Vordergrund. Diesen Wandel in ihrem Selbstwertgefühl vermitteln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Sozialraumprojektes Eltville bei dem Abschlusstreffen in den Räumen der Müze in Eltville. Zu diesem sind auch Bürgermeister Patrick Kunkel, der Erste Stadtrat Hans Walter Pnischeck, Christoph Burgdorf, Geschäftsführer der ProJob Rheingau-Taunus GmbH, Klaus Schönberger und Michael Neff beide vom Kommunalen JobCenter in Rüdesheim und die beiden Projekt-Coaches Laura Brennert und Carsten Hempel gekommen. Es geht um einen Erfahrungsaustausch: „Was hat das Projekt den Langzeitarbeitslosen sowie allen Beteiligten gebracht?“

Das Sozialraumprojekt, das vom Sozialministerium in Wiesbaden finanziert und in Zusammenarbeit mit dem hiesigen Kommunalen JobCenter und der kreiseigenen ProJob, die die Maßnahme durchführt, umgesetzt wird, soll Langzeitarbeitslosen – in diesem Fall wohnhaft in Eltville – die Möglichkeit zur Rückkehr in den ersten Arbeitsmarkt eröffnen. Die Idee hinter dem Projekt ist einfach, aber genial: „Es greift auf die Netzwerke in den Kommunen zurück“, betont Landrat Frank Kilian. Die Kontakte zu Arbeitgebern in der Stadt und Mitgliedern der Gewerbevereine werden hergestellt, denn letztlich werden zirka 60 Prozent aller offenen Stellen über persönliche Kontakte vermittelt. Zudem gibt es in der halbjährigen Projektphase Beratungsgespräche für die Langzeitarbeitslosen, Bewerbungstrainings und auch Vorträge von Ralf Keller von Jean Müller, von Tanja Rosenthal von Rotkäppchen-Mumm oder von Michael Stutzer von der Stadt Eltville sind in den Köpfen tief verwurzelt. „Das waren Highlights“, sagt Günter Röhm, einer der Teilnehmer anerkennend.

Lob, dass die Coaches aber auch Bürgermeister Kunkel und der Erste Stadtrat Pnischeck, die beide oft an den Treffen teilgenommen haben, gerne hörten. „Eine Stadt muss sich auch um Menschen kümmern, die ohne eine Arbeit sind“, betont der Bürgermeister. Auch wenn, wie Pnischeck einwendet, die Vermittlung von Stellen „für eine Stadt schwierig ist“: „Wir können nicht zu 100 Prozent Türen von Unternehmen öffnen, aber sie doch bei der Jobsuche unterstützen und Wege aufzeigen.“ Dass die Teilnahme am Projekt nicht gleichbedeutend mit einer Jobvermittlung ist, dass ist den Teilnehmern des Projektes bewusst.

„Vier von 13 Teilnehmern wurden durch das Projekt in Arbeit vermittelt“, berichtet Christoph Burgdorf. Zwei weitere haben eine Anstellung in Aussicht, einer hat eine Arbeitsstelle für sechs Wochen. Vielen engagieren sich inzwischen wieder in ehrenamtlichen Tätigkeiten für die Gemeinschaft. „Ich will etwas an die Gesellschaft zurückgeben“, sagt die Teilnehmerin. „Mein Tag hat dadurch wieder eine Struktur und ich kommen unter die Menschen“, erzählt ein anderer. Diese Veränderung ist Ergebnis des Projektes und den vielen Gesprächen mit den Coaches Laura Brennert und Carsten Hempel. Sie haben vielen wieder „das Gefühl des Gebrauchtseins“ vermittelt. Denn Arbeitslosigkeit und dann vor allem Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet, dass „sich immer mehr Freunde und Bekannte zurückziehen, dass soziale Kontakte fehlen, Du dich selbst nicht mehr nach draußen wagst und so in eine Isolation gerätst“, fasst Röhm die Stimmung zusammen. Selbstwertgefühl und Motivation schwinden dann.

„Wieder eine positive Lebenseinstellung zu erhalten, haben wir in dem Projekt gelernt“, berichtet Nicole Angler. „Sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können, zu erkennen, dass wir mit unserer ganz persönlichen Situation nicht alleine sind, war ein wichtiger Ansatz.“, ergänzt sie. „Wer Hartz-IV-Empfänger ist, schämt sich dafür, spricht nicht darüber“, sagt Angler und: „Hier in der Gruppe war das Gespräch möglich.“ Das setzte einen Prozess im Kopf in Gang: „Die ständigen Selbstzweifel sind einem konstruktiven Denken gewichen, dass jeder von uns Ausbildungen - manche gar mehrere - und berufliche Qualifizierungen vorzuweisen hat und deshalb nicht wertlos ist, sondern seinen Beitrag leisten kann.“ Das Selbstwertgefühl ist bei den Teilnehmern des Sozialraumprojektes Eltville jedenfalls wieder vorhanden! „Wir haben gelernt, wie wir uns richtig bewerben können und gehen selbstbewusst in die Bewerbungsgespräche“, so Nicole Angler.

Oder wie es Günter Röhm ausdrückt: „Am Anfang habe ich stark gezweifelt, ob ich mich beim Sozialraumprojekt anmelden soll, ob das nicht wieder eines der vielen Seminare ist, die ich bereits besuchte und die mich nicht weitergebracht haben. Heute sage ich: Es tun mir diejenigen leid, die sich nicht beim Sozialraumprojekt angemeldet haben. Das Projekt ist wirklich gut und hat mich weitergebracht. Auch dank des Engagements der Coaches und aller Beteiligten.“ Und damit die positiven Erfahrungen nicht versanden, wollen Nicole Angler und Günter Röhm das Projekt ehrenamtlich - sozusagen als Selbsthilfegruppe - fortführen. Das erworbene Wissen wollen sie weitergeben. Zu den Plänen lesen Sie den eigenständigen Bericht.