Charly holt die Jungs zum Traktorfahren mit dem historischen Hanomag ab

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Ferienzeltlager wurde zum 8. Mal von Kreis, der Stiftung "Zukunft schenken" und dem Ranseler Förderverein organisiert / Glückliche Gesichter



Als Manuel (Namen geändert) Charly Arz um die Ecke kommen sieht, gl

Ferienzeltlager wurde zum 8. Mal von Kreis, der Stiftung "Zukunft schenken" und dem Ranseler Förderverein organisiert / Glückliche Gesichter

Als Manuel (Namen geändert) Charly Arz um die Ecke kommen sieht, glänzen seine Augen. Denn nun warten "das Schönsten am ganzen Tag" auf den Neunjährigen und seine 27 Kumpels. Die sind auch schon ganz gespannt und können es kaum erwarten. Charly Arz holt die Jungs zum Traktorfahren ab, mit einem Hanomag aus den fünfziger Jahren. Das "ganz große Highlight" in diesen Tagen, wie auch Stefan empfindet. Der stellte schon am zweiten Tag kategorisch fest: "Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei. Hier oben ist es einfach super!" "Hier oben", damit ist das Freilichtmuseum des Fördervereins Ländliche Kultur in Ransel gemeint und der Vorsitzende Charly Arz zeigt den Jugendlichen im Alter von acht bis 16 Jahren bei dem Ausflug die Felder und Wälder rund um das Freilichtmuseum in Ransel.

Eine Woche verbringen die Jugendlichen in dem Ferienzeltlager. "Langweilig war es noch keine Minute", betont Manuel am vierten Tag. Und den Fernseher zu Hause vermisst er schon gar nicht, so seine Aussage. Denn im Freilichtmuseum gibt es viel Neues zu entdecken und auszuprobieren. Und wenn die Stimmung dann doch etwas kippt, sind die vier Betreuer vom Jugendamt auch noch da. Dann wird Fußball gespielt, balanciert, mit Kreide kleine Kunstwerke gemalt oder nur einfach in den Sternhimmel geblickt und nach dem Ausflug am Abend freuen sich alle auf die Lagerfeuer-Romantik. "Andreas kann uns so viel erklären", sagt Stefan.

Zum achten Mal findet das Ferienzeltlager hoch über Lorch statt. Es war die Idee von Karl-Heinz Arz, dem Vorstand des Fördervereines und Andreas Butzbach vom Jugendamt des Kreises. Mittlerweile ist auch Jean-Dominique Risch von der Stiftung "Zukunft schenken Jean-Dominique Risch" mit von der Partie. Sie finanzieren und organisieren die Woche im Freilichtmuseum mit nun schon 28 Kindern und Jugendlichen aus dem gesamten Rheingau-Taunus-Kreis. "Die Intention dieser Aktion, Kindern und Jugendlichen aus sozial schlecht gestellten Familien Ferien in einer neuen Umgebung zu ermöglichen, findet immer mehr Zuspruch", so Charly Arz. Die Nachfrage ist groß. "Wir könnten dieses Ferienzeltlager viel öfter veranstalten."

"Jean-Dominique Risch unterstützt uns finanziell, ebenso der Motorradclub RheinMain Royal-Enfield von Dieter Beck aus Wiesbaden, der uns Spenden von 400 Euro seiner Mitglieder übergab, wofür wir uns ganz herzlich bedanken", betont die Jugendhilfedezernentin Monika Merkert. Aber auch Heinz Frank und die Familie Graf vom Deutschen Roten Kreuz helfen. Das Team des DRK stellt die Zelte und Feldbetten und baut sie auf.

"Einige der Jugendlichen sind schon zum fünften Mal mit dabei", so Butzbach. Und Arz ergänzt: "Die Kinder sind ganz schnell akklimatisiert, sind gelöst, toben fröhlich und ungezwungen umher und sind interessiert, Neues über Landmaschinen aus vergangener Zeit und die vielen Exponate rund um einstige Handwerksberufe, etwa den Beruf des Kunstschmiedes, zu erfahren." Viele Fragen gibt es, die von den Betreuern und dem Vorsitzenden des Fördervereins in Ransel bereitwillig und geduldig beantwortet werden. "Ihnen immer zuzuhören, sich mit ihrem Leben auseinanderzusetzen und ihnen Vertrauen zu schenken, ist ganz wichtig." Denn einige der Kinder erleben so eine intensive Aufmerksamkeit sonst nicht in ihrem noch jungen Leben.

"Dass es auch in unserem Kreis Kinderarmut gibt, darüber wird gerne geschwiegen", sagt Merkert. Es gebe Eltern, die sich keinen Urlaub leisten können. An die Kinder aus solchen Familien, die teilweise auch schwierige Zeiten erlebt haben, richtet sich das Angebot von Arz, Risch und dem Jugendamt in Bad Schwalbach. Arz: "Die Kinder können doch nichts dafür, dass das Geld in der Familie fehlt, dass sie nicht so aufwachsen können wie Gleichaltrige, die in anderen sozialen Verhältnissen leben." Er wolle nicht deutlicher werden, aber es sei bekannt, dass nicht alle Kinder sorgenlose Zeiten erleben. Die Kinder deshalb auszugrenzen, davon hält er gar nichts. "Das Gegenteil davon müssen wir leisten: Gerade diesen Kindern und Jugendlichen müssen wir die Botschaft vermitteln, dass sie willkommen sind, dass sie hier gerade nicht abgestempelt werden", fordert er.

"Kinder kann man sozialisieren", ist sich der Vorsitzende sicher. Deshalb hofft er noch immer, dass die Aktion in Ransel Beispiel auch für andere Vereine und Initiativen werden kann. Er habe immer auf einen Domino-Effekt gehofft, dass andere dem Beispiel folgen und so Kindern aus sozialschwachen Familien solche Eindrücke ermöglichen, wie sie in Ransel gemacht werden. Denn nichts sei schöner, als in glückliche Kinderaugen zu blicken. "Das ist das schönste Dankeschön", betonen Jean Dominique Risch, Karl-Heinz Arz und Monika Merkert unisono.