„Berührungs­ängste abbauen – Kommuni­kation stärken“

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Integration

Integrations­strategie für den Kreis: Zwei weitere Work­shops tagten / Begegnungs­stätten schaffen

Integrationsstrategie für den Kreis: Zwei weitere Workshops tagten / Begegnungsstätten schaffen / Lob für „die engagierten, produktiven Teilnehmer“

„Berührungsängste abbauen – Kommunikation stärken“ – auf diese eigentlich einfache Formel bringen es die Diskutanten an einem der Tisch in der Cafeteria des Kreishauses. Es ist Mittwoch, der vierte Workshop mit dem etwas sperrigen Titel „Wohnen und Gemeinwesen“ tagt und wieder sind über 30 Bürgerinnen und Bürger, junge und ältere, Menschen mit oder ohne Migrationshintergrund gekommen, um aktiv bei der Entwicklung einer Integrationsstrategie für den Rheingau-Taunus-Kreis mitzuwirken. Sie diskutieren und notieren ihre Vorschläge mit einem solch großen Elan, dass sie von Moderatorin Derya Can von der den Prozess begleitenden „imap GmbH“ ein wenig gebremst werden müssen. „Sie sind wirklich engagierte und produktive Teilnehmer“, lobt die Moderatorin dann auch.

Insgesamt sind es über 140 interessierte und engagierte Personen aus dem Kreis, die sich an den vier Workshops mit den Schwerpunkten „Arbeiten und Beruf“, „Gesundheit“, „Bildung und Kultur“ sowie „Wohnen und Gemeinwesen“ und somit am Beteiligungsprozess zur Entwicklung einer Integrationsstrategie beteiligen. Sie eint der Wunsch, eine Strategie zu erarbeiten, der es gelingt, Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge sowie Menschen am Rande der Gesellschaft  zu integrieren. „Wir wollen, dass alle in der Gesellschaft eingebunden werden und so ein möglichst konfliktfreies Zusammenleben erfolgt.“

Wichtig ist den Teilnehmern, dass die vorhandenen Berührungsängste abgebaut, die Kommunikation von Deutschen und Neubürgern verbessert und Begegnungsstätten in den Kommunen des Kreises geschaffen werden. Über allen Redebeiträgen steht dabei: „Integration ist keine Einbahnstraße.“ Stattdessen wollen die Beteiligten Dialoge fördern. Flüchtlinge können über ihr Leben berichten, über ihre Fähigkeiten. „Kulturelle Veranstaltungen, wie Musik-Festivals etwa, bei denen Flüchtlinge Musik aus ihren Ländern präsentieren.“ Die Veranstaltung „1.000 Bücher – 1.000 Sprachen“ wird erwähnt, bei der Kinderliteratur aus unterschiedlichen Kulturen gezeigt und vor allem: „Es wird aus den Büchern vorgelesen.“

„Alle Menschen singen gerne“, sagt eine Frau spontan. Warum soll es also kein gemeinsames Chorprojekt geben? Jugendliche könnten Filme drehen, um über ihre jeweilige Lebenserfahrung zu berichten. An Vorschlägen mangelt es nicht, um die Menschen zusammenzuführen und nicht zu trennen. Dabei geht es aber vor allem auch um die Devise:  „Fordern und fördern!“

Ganz wichtig ist den Teilnehmern aber auch der Austausch. Es fehlt das Wissen über Maßnahmen, die in anderen Kommunen oder im anderen Teil des Kreises erfolgreich durchgeführt wurden. Die Einrichtung einer Plattform im Internet für den Kreis wird angeregt, die Einrichtung einer Koordinierungsstelle, die wichtige Informationen bereithält. Durch diese Transparenz, „wollen wir auch Menschen mitnehmen, die sich bisher noch nicht in der Flüchtlingsarbeit engagiert haben“. „Wir brauchen eine aufgeklärte Bevölkerung“, so die junge Frau.

Ein weiteres Thema, das auf den Nägeln brennt, ist die Schaffung von Wohnraum. Doch wie kann der Kreis oder Kommunen schnell und unbürokratisch Wohnungen bauen. Bürokratische Hemmnisse müssten dazu erste einmal abgebaut werden. Es gibt aber auch konstruktive Vorschläge: „Miet-Paten“; Menschen, die Flüchtlingen bei der Suche nach einer Wohnung beistehen. Und es gibt gutgemeinte Ratschläge: „Keine Ghettobildung“ oder „Einrichtung eines gezielten Quartier-Managements“.

Ende August / Anfang September gehen die Workshops in die zweite Runde, um dann aus den Vorschläge Modellprojekte und Maßnahmen zu entwickeln, die im Kreis umgesetzt werden sollen.

Angeregte Diskussionen im Workshop.