Andreas Stolz erhielt die hessische Medaille für Zivilcourage

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Ehrungen

Durch den vorbildlichen und beherzten Einsatz wurde ein Leben gerettet / Als Ersthelfer am Unfallort

Der Unfall auf einer Landstraße in Heidenrod im April 2021, bei dem zwei Jugendliche getötet und drei schwerverletzten wurden, sorgte für eine starke Aufmerksamkeit; auch überregional. Das Cabrio einer damals 18-Jährigen kam dabei von der Fahrbahn ab, rutschte einen Abhang hinunter und prallte seitlich gegen einen Baum. Noch heute können sich Andreas Stolz und seine Verlobte an diesen Moment haargenau erinnern. Ein Ereignis, das das Leben von Andreas Stolz vollkommen veränderte und unter dem er heute noch leidet. „An dem Tag ist viel kaputtgegangen“, sagt er. Denn noch immer hat er die schrecklichen Bilder von der Unfallstelle, dem Geschehen und den Folgen im Kopf und wird sie nicht los; trotz professioneller, psychologischer Hilfe. Das Trauma sitzt tief und kann von niemandem beurteilt werden, der solch ein gravierendes Ereignis nicht selbst miterlebt hat.

Knapp zwei Jahren nach diesem fürchterlichen und für alle Beteiligten immer noch nachwirkenden Ereignis wurde Andreas Stolz nun im Auftrag des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein von Landrat Frank Kilian mit der hessischen Medaille für Zivilcourage ausgezeichnet. „Die Mutter einer Jugendlichen, die bei diesem Unfall leider ums Leben kam, hat diese Ehrung angeregt“, berichtet Landrat Frank Kilian. Schließlich war Andreas Stolz Ersthelfer, der durch seinen selbstlosen und beherzten Einsatz die Erstversorgung der fünf Unfallopfer übernahm und mindestens das Leben eines Jugendlichen rettete. Landrat Kilian: „Dieses vorbildliche Handeln soll mit der Medaille für Zivilcourage gewürdigt werden.“

„Andreas Stolz leitete – kompetent und obwohl er auf sich alleine gestellt war und um ihn herum das Chaos herrschte – sehr bewusst, kontrolliert und zielgerichtet die Erste-Hilfe-Maßnahmen ein, um das Leben der Verletzten zu retten“, so der Landrat. An dem besagten Tag, „der mein Leben umfassend veränderte“, steht Stolz mit weiteren Personen im Garten seines Grundstücks, als sie einen dumpfen Aufschlag in der Nähe hören und sofort nichts Gutes ahnen. Andreas Stolz, der bei der Feuerwehr in Wiesbaden-Erbenheim war und ausgebildeter Ersthelfer ist, fährt sofort los und ist als erster am Unfallort, wo sich ihm ein Bild des Grauens bietet.

Andreas Stolz bewahrt trotz der Hilfeschreie der Opfer einen klaren Kopf, so wie er es in der Ausbildung gelernt hat und leistet außergewöhnliches. Er kümmert sich um die schwerstverletzten Personen. Durch seine medizinischen Kenntnisse überlebt ein junger Mann, der zu verbluten droht. Als Feuerwehr und Rettungsdienste die Unfallstelle erreichen, verlässt Andreas Stolz den Ort. Dadurch wurde sein Einsatz zunächst nicht registriert und bemerkt. Über das Erlebte kann er zunächst nicht sprechen. Zwei Tage später kommen Psychologen und Seelsorger hinzu, damit Andreas Stolz die Belastung des Erlebten psychisch auf- und verarbeiten kann.

Die Bilder verfolgen ihn noch heute. Schlafstörungen und weitere seelische Einschränkungen sind die Folge. Er fährt selbst seither kein Auto mehr, kann sich lange Zeit nicht der Unfallstelle nähern. Es gelingt ihm auch durch professionelle, psychologische Hilfe und den Aufenthalt in einer Spezialklinik nicht, das Trauma, das durch das erlebte, stark belastende Ereignis an jenem 24. April 2021 entstand, zu bewältigen und zu verarbeiten.

Andreas Stolz, der selbstlos handelte, als andere nicht dazu fähig waren und in der Rolle des Zuschauers verharrten, sieht sich heute wegen seines seelischen Zustandes, der körperlichen Einschränkungen und der damit verbundenen Arbeitsunfähigkeit zudem mit halt- und stillosen Vorwürfen von Mitmenschen konfrontiert. Es fehlt bei diesen Personen das Verständnis dafür, was die Rettungstat von Andreas Stolz, auf die eigentlich alle sehr stolz sein sollten, für Auswirkungen für das Leben des Ersthelfers hat. „In unserer Gesellschaft wird Zivilcourage gefordert. Wer sie leistet, sollte dann aber auch mit deren Unterstützung rechnen können“, betont Landrat Kilian abschließend.

Foto:
Landrat Frank Kilian überreicht Andreas Stolz die hessische Medaille für Zivilcourage für dessen vorbildlichen, selbstlosen und beherzten Einsatz an einer Unfallstelle, mit dem er Menschenleben rettete.

Landrat Frank Kilian überreicht Andreas Stolz die hessische Medaille für Zivilcourage für dessen vorbildlichen, selbstlosen und beherzten Einsatz an einer Unfallstelle, mit dem er Menschenleben rettete.