„Alles war plötzlich null und nichtig“

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Kultur

Programm „Neustart der Kulturszene im Rheingau-Taunus-Kreis“: Landrat Kilian und Kultur-Dezernentin Nabrotzky übergeben Förderbescheide an Kulturschaffende im Rheingau

Programm „Neustart der Kulturszene im Rheingau-Taunus-Kreis“: Landrat Kilian und Kultur-Dezernentin Nabrotzky übergeben Förderbescheide an Kulturschaffende im Rheingau

Die Corona-Pandemie hat sie, die Kulturschaffenden auf der Bühne wie deren Teams davor und dahinter, alle besonders hart getroffen. „Alles war plötzlich null und nichtig“, schildert Evi Niessner, die Sängerin mit einem Faible für Edith Piaf und Bühnenkünstlerin, jene Momente, nachdem der Lockdown verkündet wurde, der wiederum alle Auftritte von Künstlern für Monate untersagte. „Da stellte sich mir plötzlich die Sinnfrage des Lebens, wie es weitergehen soll“, so die Sängerin, die auch eine „fehlende Wertschätzung“ für die Kultur im Allgemeinen und die Tätigkeit der unzähligen Kulturschaffenden im Speziellen moniert, die durch Auftritte ihren Lebensunterhalt finanzieren.

„Auch, wenn wir noch nicht am Ende des Tunnels sind“, so Evi Niessner, wollen die Künstlerinnen und Künstler wieder nach vorne blicken und dabei unterstützt sie der Rheingau-Taunus-Kreis. So konnten Landrat Frank Kilian und die Kultur-Dezernentin Dorothee Nabrotzky am Dienstag im Rheingau 15 von insgesamt 29 Förderbescheiden im Rahmen des Programms „Neustart der Kulturszene im Rheingau-Taunus-Kreis“ übergeben.

„Wir haben unter dem Entzug gelitten“, betonte dann auch Kilian und meinte damit die Zeit ohne Konzerte, Lesungen, Theater- und Museumsbesuche. „Wir freuen uns darauf, diese unterschiedlichen kulturellen Genüsse wieder live erleben zu dürfen. Alleine die Live-Atmosphäre erleben zu können – den direkten Kontakt zu den Kulturschaffenden auf der Bühne – haben viele von uns schmerzlich vermisst.“. Nun fänden aber wieder erste Kulturveranstaltungen im Kreisgebiet statt. Der Landrat dankte den hiesigen Künstlerinnen und Künstlern, den Mitarbeitenden vor und hinter der Bühne, dass sie sich trotz der überaus schwierigen Situation nicht entmutigen ließen und nun mit neuen Ideen aufwarten.

Dorothee Nabrotzky unterstrich die wichtige Funktion der Kultur in unserer Gesellschaft. „Die Kultur ist der soziale Kitt, der unsere Gemeinschaft zusammenhält“, so die Dezernentin. Dass es endlich wieder losgeht, begeistert sie: „Sie freuen sich, auf der Bühne zu stehen. Wir freuen uns, vor der Bühne zu sitzen, um ihre Darbietungen zu genießen.“

Insgesamt 15 Förderbescheide – 14 weitere werden in der kommenden Woche in Laufenselden vergeben – überreichten Landrat Kilian und Kultur-Dezernentin Dorothee Nabrotzky. Die Philipp-Kraft-Stiftung erhielt einen Zuschuss für die Fortsetzung der Kinoabende. Jana Brömmel und ihre Band „Some call it Jazz“ geben ein Konzert „über den Dächern von Eltville“ – bei der Veranstaltungsreihe „Bachmanns Wein und Kultur“. Brömmel: „Wir stehen auf Jazz, der gut hörbar ist!“ Thomas Benirschke bietet Workshops für Töpferei an und berichtet dabei über die Kulturgeschichte dieses kunstvollen Handwerks.

Jugendbuchautorin Christina Stein aus Eltville bietet eine Schreibwerkstatt für Jugendliche im Alter von 15 bis 19 Jahren an und erhielt dafür einen Zuschuss. Das Eltviller Puppentheater für Kinder und Erwachsene plant Aufführungen unter Corona-Bedingungen. „Dafür bedarf es größerer Räume“, berichten Ulrike und Ulrich Bachmann. Auch der Rheingauer Kunstverein möchte laut Jasmin Siegmund wieder ihre Vortragsreihe mit Themen rund um Kunst und Kultur aufleben lassen. So ist u.a. eine Fahrt zur Banksy-Ausstellung in Mainz geplant. „Noch mehr Zauber ins Theater bringen“, will Christiane Gortner von der Stadtbücherei Geisenheim. Dies passiert durch das japanische Erzähltheater „Kamishibai“.

Das „Kulturgut des Dialektes“ erhält der Mundartverein Rheingau. Vorsitzende Monika Albert: „Besonners wichtig iss uns, dass aach die Kinner unser Mundart lerne un schwätze“, um anschließend bei den Theateraufführungen so richtig Mundart plappern zu können. Die M&G Showcompany von Evi Niessner und Mr. Leu erhielten einen Zuschuss für das CD-Release-Konzert. Ein Live-Konzert mit Chris Hopkins&Friends bietet der Jazz-Club Rheingau am 16. Oktober 2021 im Bürgerzentrum in Oestrich-Winkel an. Chris Hopkins & Friends spielen sich lustvoll durch Eigenkompositionen und das „Great American Songbook" von Gershwin bis Ellington und swingen was das Zeug hält. „Lässig-elegant, mitreißend, unterhaltsam“, berichtet Volker Bender. Kostenlose Theaterkurse für 28 Kinder bietet das Galli-Theater Rheingau an, wie Schauspielerin und Trainerin für Körpersprache und Kommunikation Yvonne Zech erzählt.

Vera Jung und ihre Freunde vom Bürgerkonsortium Brömserburg wollen diesem altehrwürdigen Gebäude „wieder Leben einhauchen“. Für die Adventszeit haben sie im Burggarten – weihnachtlich dekoriert – vier Autorenlesungen für Kinder organisiert. Gisela Schrauter-Zöller wollte eigentlich in der Stadt- und Schulbücherei in Rüdesheim ein Kinoprojekt durchführen. Nachdem sie die Schauspielerin Yvonne Zech zufällig kennengelernt hat, disponierte sie um: „Nun wird das Theaterstück ‚Hans im Glück‘ und später ein Weihnachtsmärchen aufgeführt.“ In der Schiffchen-Bibliothek in Walluf wurde ein „Escape Room für Kinder und Jugendliche“ eingerichtet, in dem es am Dienstag, 19. Oktober 2021, jeweils um 16-, 17- und um 18 Uhr um das Thema „Fake News“ geht. Für das neue Veranstaltungsformat mit der AWO gab es von Seiten des Rheingau-Taunus-Kreises einen Zuschuss. Zur Übergabe des Bescheides war niemand vom „Kloster 9 e.V.“ aus Lorch erschienen.