Aktuelle Erfordernisse für die frühkindliche Bildung

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Lernen vor Ort

Beim Bildungsforum "Frühe Bildung - gemeinsam gestalten" tauschten sich Experten aus Kitas, Kindergärten, Schulen, Kommunen und der Kreisverwaltung aus



Zu einem fachlichen Austausch zu verschiedenen Themenbere

Beim Bildungsforum "Frühe Bildung - gemeinsam gestalten" tauschten sich Experten aus Kitas, Kindergärten, Schulen, Kommunen und der Kreisverwaltung aus

Zu einem fachlichen Austausch zu verschiedenen Themenbereichen der frühen Bildung trafen sich auf Einladung des Projektes "Lernen vor Ort" 100 Experten aus Kindertagesstätten, Kindergärten, Schulen, Kommunen des Rheingau-Taunus-Kreises und der Kreisverwaltung. Ziel des Treffens war: "Im Dialog voneinander zu lernen, von gegenseitigen Erfahrungen zu profitieren und Anstöße zu erarbeiten, die auch für die Definition und Entwicklung von Bildungszielen in der Region von Bedeutung sind". Zur Erreichung des Zieles gaben die Organisatoren fünf Themenbereiche vor.

"Bildung ist eine Investition in die Zukunft. Sie ist Chance für jeden Einzelnen, nicht hinter seinen Möglichkeiten zu bleiben und mehr aus seinem Leben zu machen", betonte Jugenddezernentin Monika Merkert zu Beginn der Veranstaltung.

Frühkindliche Bildung und Erziehung gelingen vor allem dann, wenn alle Akteure im Umfeld von Kindern ihre Arbeit aufeinander abstimmen, gemeinsam Übergänge gestalten und die Eltern als aktive Partner ins Boot holen, so die Dezernentin weiter.

Diese inhaltlichen Anforderungen wurden im Rahmen des dritten Bildungsforums diskutiert, Fachleute tauschten sich über aktuelle Erfordernisse im Bereich der frühkindlichen Bildung aus und brachten ihr Wissen und ihre Erfahrung ein. Neue Ideen entstanden durch den Austausch mit anderen Fachkräften.

In ihrem Fachvortrag gab Sabine Herrenbrück einen Überblick zu Ursachen des Fachkräftemangels und dem Themenfeld Fachkräftesicherung in der frühen Bildung.

Sabine Herrenbrück, Leiterin des Fachbereichs Kindertagesstätten im Zentrum Bildung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), machte deutlich, dass es sich hierbei keineswegs um ein Phänomen in 2012 handelt. Bereits in den 70er, 80er und auch 90er Jahren war Fachkräftemangel immer wieder ein Thema. Gründe hierfür finden sich unter anderem im Kindergartenausbaugesetz aus 1998 und den unterschiedlich starken Geburtenjahrgängen.

Für den bevorstehenden Mangel an qualifiziertem Personal im vorschulischen Bereich ist der Ausbau der U 3-Betreuung sowie ein gleichzeitig hohe Verrentungszahl verantwortlich. "In den Einrichtungen der evangelischen Träger in Hessen wird demnächst ein Drittel des Personals in Rente gehen", so die Referentin. Gleichzeitig fehle es dem Beruf der Erzieherin/des Erziehers an gesellschaftlicher Anerkennung und auch "die monitäre Wertschätzung hält sich in Grenzen", so Herrenbrück weiter. Seit der Pisa-Studie habe sich die gesellschaftliche Anerkennung zwar verbessert, dennoch müsse aktiv und ideenreich für diesen Beruf geworben werden.

Diesem Fazit schloss man sich zwar auch in der Arbeitsgruppe "Fachkräftemangel" an, sieht aber in der Ausbildung und den Ausbildungsinhalten ebenfalls gute Chancen, dem Fachkräftemangel zu begegnen. So macht es eine qualifizierte Berufsorientierung in den weiterführenden Schulen beispielsweise durch Praktika möglich, junge Menschen für den Beruf des Erziehers zu begeistern und zu gewinnen. Eine auf die Bedürfnisse in den Kindergärten und Kindertagesstätten angepasste Berufsschulausbildung erleichtert den Übergang und die Eingliederung ins Berufsleben und liefert eine gute Basis dafür, dass das Personal anschließend im Beruf verbleibt.

Mit der Einrichtung der Fachschule für Sozialpädagogik an den Beruflichen Schulen Rheingau in Geisenheim zum Schuljahr 2012/13 ist erstmals die Ausbildung zum Erzieher in der Region möglich. Gleichzeitig bietet sich dadurch die Chance, die Schülerinnen und Schüler nach ihrer Ausbildung in der Region zu halten und der starken Abwanderung in den Ballungsraum Rhein-Main und nach Wiesbaden entgegen zu wirken. Bis zum Jahr 2020/21 besteht im Rheingau-Taunus-Kreis durch den U3-Ausbau ein jährlicher Bedarf an ca. 160 Fachkräften. Dies belegt die Studie "Fachkräftebedarf in Kindertagesstätten in Hessen" aus dem Jahr 2011. Zusätzlich ist bis 2020/21 mit einem Fachkräftebedarf von insgesamt 95 Personen zu kalkulieren, die das Arbeitsfeld frühzeitig verlassen. Dazu kommen noch 195 Fachkräfte, die bis dahin in den Ruhestand gehen, so dass sich ein gesamter Ersatzbedarf von 290 Personen ergibt.

Um diesen Bedarf zu decken, soll das Ausbildungsangebot an den Beruflichen Schulen Rheingau im nächsten Schuljahr mit der Aufnahme von zwei Klassen weiter ausgebaut werden.