Ärzteversorgung im Rheingau-Taunus-Kreis ist und bleibt ein Dauerthema

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Gesundheit

Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert zieht eine Zehnjahresbilanz / Es gibt vielfältige Initiativen und Projekte im Kreisgebiet zur Gesundheitsversorgung

Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert zieht eine Zehnjahresbilanz / Es gibt vielfältige Initiativen und Projekte im Kreisgebiet zur Gesundheitsversorgung
 
Das deutsche Gesundheitswesen steht seit vielen Jahrzehnten immer wieder auf dem Prüfstand.
„Es geht um ein komplexes und facettenreiches Thema, zu dem die Kreisverwaltung stets eigene Auffassungen und Vorschläge beisteuerten“, betont Gesundheits-Dezernentin Monika Merkert und weiter: „Wir haben frühzeitig und intensiv seit dem Jahr 2010 die Ärzteversorgung im gesamten Rheingau-Taunus-Kreis thematisiert. Zu berücksichtigen ist, dass es viele
Beteiligte im Gesundheitswesen gibt, die angehört werden wollen.“
 
Bereits im Frühjahr 2010 stand die Versorgung mit Ärzten im Kreisgebiet - im Zeichen des beginnenden demografischen Wandels - erstmals im Fokus der Aufmerksamkeit. Merkert: „Gemeinsam mit dem Gesundheitsamt haben wir eine erste Analyse der Situation und daraus folgend eine Prognose für die kommenden Jahre entwickeln lassen.“ Zentrale Fragen waren hier: Wie steht es um die Versorgung der Patienten durch Allgemeinmediziner oder auch Fachärzte in den Kommunen und in den drei Regionen Idsteiner Land, Untertaunus und Rheingau? Wann geht wo ein Hausarzt in Rente und wie sieht die Nachfolgeregelung aus? - Die fertige Analyse wurde auch an die Bürgermeister mit entsprechenden Handlungsvorschlägen weitergeleitet.
 
„Schon damals hat sich ein Hausarztmangel ab dem Jahr 2018 im Kreisgebiet abgezeichnet“, berichtet die Gesundheits-Dezernentin. Sie veranlasste daraufhin, zusammen mit dem damaligen Landrat Burkhard Albers, ein Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) zu führen, um das Problem gemeinsam anzugehen. Ab 2011 erstellte die KV jährlich eine Erhebung über die ärztliche Versorgung. Im September 2010 folgte ein runder Tisch aus Ärztevertretern, Vertretern von Bürgermeistern und Gesundheitsamt, um für das Thema zu sensibilisieren und die Entwicklung in den Gemeinden aufmerksam zu verfolgen. Allen Beteiligten war klar, dass die Beseitigung des Hausarztmangels Kooperationspartner braucht.
 
In den Folgejahren wurden unter Begleitung des Kreises im Rheingau folgende Maßnahmen entwickelt: Im Rheingau gründete sich ein Weiterbildungsverbund, um den Fortbestand niedergelassener Hausarztpraxen zu sichern und eine kontinuierliche Weiterbildung entsprechend der Weiterbildungsordnung in verschiedenen stationären und ambulanten Einrichtungen für potentielle Nachfolger zu gewährleisten. Diesem gehören zahlreiche Hausarztpraxen und das St. Josefs-Hospital in Rüdesheim an. „Hierdurch konnten mittlerweile Hausärzte für Lorch und Oestrich-Winkel gewonnen werden. Von Nichts-Tun kann also keine Rede sein“, so die Dezernentin weiter. Auch in Aarbergen ist es dem früheren Bürgermeister gelungen, die Hausarztnachfolge zu regeln.
 
Im Idsteiner Land gab es ebenfalls Hinweise und erste Ansätze: „Die freien Hausarztsitze im Idsteiner Land ließen mir seit deren Bekanntwerden keine Ruhe. Ich bat darum Anfang 2018 die ehemalige Leiterin des Kreis-Gesundheitsamtes, der Sache auf den Grund zu gehen. Alle von ihr Befragten (Bürgermeister, KV, Niedergelassene) konnten keine konkreten Hinweise geben, wer diese „fehlenden Hausarzt-Kapazitäten“ auffängt. Es gab Vermutungen, dass ansässige Internisten bzw. Hausärzte außerhalb vom Idsteiner Land aufgesucht werden“, so Merkert.
 
Die Gesundheits-Dezernentin plädiert dafür, auch im Untertaunus / Idsteiner Land einen solchen Weiterbildungsverbund nach dem Vorbild des Rheingaus einzuführen. Der Verbund zeigt Wirkung und Erfolge; etwa hinsichtlich Hausarztgewinnung. Die im Rheingau erfolgreich praktizierte Praxis kann auf den Untertaunus und Idsteiner Land gespiegelt werden. Zum Beispiel der Bereich Telemedizin. Dr. Kau war der erste Hausarzt mit einer digitalen Leitung ins Rüdesheimer Krankenhaus. Inzwischen hat das St. Josefs-Hospital regelmäßig per Bild und Ton Kontakt zu zahlreichen Haus- und Fachärzten im Rheingau, die Patienten in der Praxis oder zu Hause versorgen. Die Kreisbeigeordnete: „So etwas lässt sich auch im Taunus installieren!“
 
Gestartet ist das Josefs-Hospital vor 2 Jahren mit Video-Konferenzen im stationären Bereich der Kliniken in Rüdesheim, Wiesbaden und Bad Schwalbach (Otto-Fricke-Krankenhaus). Dieses Telemedizinprojekt ist hessenweit bisher einmalig. Auch die Gründung von kommunalen MVZs wäre eine gute Alternative zu Allgemeinpraxen. Merkert: „Ein MVZ, betrieben durch den RTK, erfordert neben den Investitionen spezifische personelle Kompetenzen zum Vertragsrecht, Personalrecht und Management. Bisher wurde diese Möglichkeit im Kreis ausgeschlossen; es wäre für stark unterversorgte Gebiete die letzte Option.“
 
Eine große Herausforderung war die Schließung des Bad Schwalbacher Krankenhauses. Der Kreistag beauftragte daraufhin den Kreisausschuss, ein Gutachten zur Gesundheitsversorgung für den Rheingau-Taunus-Kreis erstellen zu lassen. Die Firma Trinovis erhielt den Zuschlag und führte von Oktober bis Dezember 2018 umfangreiche Befragungen aller relevanten Gruppen im Kreis durch.
 
Dieses Gutachten empfahl u. a. die Einstellung eines Gesundheitskoordinators, um zunächst einen Masterplan aus dem Versorgungsgutachten zu entwickeln. Beate Sohl konnte für diesen Posten gewonnen werden und hat einen über 80seitigen Masterplan entwickelt, der parteiübergreifend von allen Kreistagsmitgliedern anerkannt und gewürdigt wurde. Zielsetzung dieses Planes: „Es sollen in den nächsten fünf Jahren im gesamten Kreisgebiet Aktivitäten zur gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung koordiniert und initiiert werden. Trotz der Corona-Pandemie konnten dennoch folgende Maßnahmen bereits in Angriff genommen:

  • Beitritt des RTK zum Gesunde-Städte-Netzwerk
  • Beitritt des RTK zur Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e. V.
  • Durchführung des Projektes „Landtag“ mit der Uni Marburg in Idstein mit 12 angehenden Hausärzten (in der die Gesundheitsdezernentin für die Ansiedlung in der Region geworben hat, da der Bürgermeister an der Veranstaltung nicht teilnehmen konnte)
  • Vergabe eines von Frau Merkert initiierten Gesundheitspräventionspreises an 4 Schulen, den Kneipp-Verein SWA, das Netzwerk Wohnen im RTK. Einen Sonderpreis erhielt das Joho in Rüdesheim (Preisverleihung ab 2021 jährlich).
  • Online-Bürgerbefragung zum Thema Gesundheit und Pflege (gerade gestartet).

Abschließend gibt Monika Merkert die Ziele für 2021 vor: „Zielsetzung ist, die beiden Ärztenetzwerke „Bäderstraße“ und „Rheingau“ auszubauen, die Weiterbildungsverbünde zu stärken und auch im Untertaunus zu etablieren und weitere Maßnahmen zur Hausärztegewinnung anzugehen.“ „Ich bin froh und stolz, dass wir trotz allem den Masterplan entwickeln und auch einige Maßnahmen schon durchführen konnten“, so Monika Merkert abschließend.