Ältere Menschen benötigen „unsere ganze Aufmerksamkeit und Unterstützung“

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Bei Leith Akili soll nach der Qualifizierung zur Betreuungskraft in Einrichtungen für Senioren nun die Ausbildung zum Altenhilfepfleger folgen / Vier Teilnehmer berichten über ihre Motivation

Bei Leith Akili soll nach der Qualifizierung zur Betreuungskraft in Einrichtungen für Senioren nun die Ausbildung zum Altenhilfepfleger folgen / Vier Teilnehmer berichten über ihre Motivation

Sie haben vier ganz unterschiedliche Biografien und stammen aus verschiedenen Ländern. Das Projekt „ProJob-Care“, das wiederum aus AQB, dem Ausbildungs- und Qualifizierungsbudget-Sonderprojekt „Sozialwirtschaft integriert“ des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration gefördert wird, hat die vier Menschen nun zusammengeführt. Zwei aus dem Quartett haben eine Fluchtbiografie, zwei leben mittlerweile seit vielen Jahren in Deutschland – mit einem Migrationshintergrund.

Gemein ist ihnen, dass sie die Qualifizierung zur Betreuungskraft in Einrichtungen der Altenpflege erfolgreich absolviert haben. Laith Akili stammt aus Syrien, ist vor dem dortigen Bürgerkrieg geflohen. Ein ähnliches Schicksal erlebte Nuha Alsaeedie, die im Irak – nach eigenen Angaben – als Journalistin tätig war. Sie verfasste regierungskritische Beiträge und musste deshalb „das Land verlassen“. In ihrer Heimat Sri Lanka arbeitete Thaya Vipulanantham als Krankenschwester. Sie wie Willasinee Rösler, die aus Thailand kommt, leben schon viele Jahre in Deutschland und suchten ein Betätigungsfeld.

In Zukunft werden die vier Genannten – von insgesamt 23 Kursteilnehmern - die Begleitung und Beschäftigung von pflegebedürftigen älteren Menschen übernehmen. Es geht nicht um pflegerische Tätigkeiten, sondern um die Unterstützung bei der Alltagsgestaltung und –bewältigung, z.B. Gespräche, Spaziergänge, Spielen und Begleitung zu Seniorengruppen in den Altenpflegeeinrichtungen. „Eine wichtige Tätigkeit, weil wir damit eine Maßnahme gegen die Vereinsamung unserer Seniorinnen und Senioren leisten“, so Landrat Frank Kilian. Martin Glaub, Geschäftsführer der ProJob Rheingau-Taunus GmbH, ergänzt: „Qualifizierte Betreuungskräfte sind in den Einrichtungen stark nachgefragt, weil sie das Pflegepersonal unterstützen und zudem vom Gesetzgeber gefordert sind.“ Sie unterstützen und entlasten somit das Pflegepersonal.

„Ich habe es nicht bereut, mich für die Qualifikation entschieden zu haben“, sagt Laith Akili und weiter: „Entscheidend ist es, sich auf die Gefühle und die Emotionen der älteren Menschen einzustellen. Ich bin gerne mit ihnen zusammen. Sie haben unsere ganze Aufmerksamkeit und Unterstützung verdient.“ „Von großer Bedeutung war für uns alle das Praktikum und damit der direkte Kontakt mit den älteren Menschen. Zuvor hatte ich wenig mit älteren Menschen zu tun“, erklärt Willasinee Rösler und die drei Kursteilnehmer nicken zustimmend mit dem Kopf. „Im Praktikum lernten wir dann ganz konkret, sich auf die älteren Menschen und auf deren Bedürfnisse einzustellen“, betont sie.

Laith Akili: „Ich habe gelernt, wie ich mich mit den älteren Menschen beschäftigen kann, um möglichst viel Abwechslung in ihren Alltag zu bringen.“ Akili sieht – wegen der positiven Erfahrungen – seine berufliche Zukunft deshalb als Altenpflegehelfer. „Es klafft eine riesige Lücke zwischen Angebot und Nachfrage. Bedienstete in der Altenpflege sind bekanntlich gesucht und werden mit Handkuss genommen“, betont Projektleiter Dietmar Lipfert. Wer sich für einen Beruf in der Altenpflege entscheidet, „der erfährt die Hilfe und Unterstützung durch das Förderprogramm“, so Lipfert, der den Ehrgeiz, den Willen und das Engagement von Laith Akili würdigt.

„Nun absolviere ich den Kurs ‚Fit für Pfleger‘“, erzählt Akili stolz. Danach wurde ihm eine Ausbildung zum Altenpflegehelfer in Aussicht gestellt. „Auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind Altenpflegehelfer gesucht“, ergänzt Projektleiter Dietmar Lipfert. Gerade aus diesem Grund wurde das Projekt „ProJob-Care“- mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration - kreiert. Um die Nachfrage nach Pflegekräften – in Teilen – zu befriedigen, und gleichzeitig berufliche Perspektiven für geflüchtete Menschen sowie jene mit Migrationshintergrund zu eröffnen, wurde das Projekt „ProJob-Care“ geschaffen, erläutert Lipfert und sein Team um Katja Rüther-Reese und Sina Sender. Das Projekt „ProJob-Care“ bringt die beiden Interessen zusammen.
Die Intention des Projektes ist leicht: „Wir führen Beratungsgespräche durch, in denen wir über das Berufsfeld informieren. Es gibt Bewerbungsgespräche und danach kann sich jeder Kandidat entscheiden, ob er oder sie den beruflichen Weg geht. Anschließend qualifizieren wir Menschen für den Beruf der Betreuungskraft in der Altenpflege. Wir zeigen zudem die weiteren Perspektiven auf.“ Zudem ist das Projekt so ausgerichtet, dass die weiteren Schritte hin zu einer Ausbildung bis 2024 gefördert werden. „Wir können beispielsweise Laith Akili auf seinem weiteren Weg zum Altenhilfepfleger begleiten und ihm Unterstützung geben“, erläutert Katja Rüther-Reese, die Akili lobt: „Er geht konsequent und sehr engagiert seinen Weg!“

„Die ersten 23 erfolgreichen Absolventen haben in Geisenheim und Taunusstein die Qualifizierung zum Alltagsbegleiter in Einrichtungen der Altenpflege durchlaufen“, so Lipfert, der sich sicher ist, dass alle Teilnehmer schon zeitnah eine feste Stelle haben werden. „Die Bewerbungsgespräche laufen“, so der Projektleiter, der auch schon den nächsten Kurs vorbereitet.

Foto:
Die vier erfolgreichen Absolventen der Qualifizierung zum Alltagsbegleiter in Altenpflegeeinrichtungen: Nuha Alsaeedi, Willasinee Rösler, Laith Akili, und Thaya Vipulanantham (von links).

Die vier erfolgreichen Absolventen der Qualifizierung zum Alltagsbegleiter in Altenpflegeeinrichtungen: Nuha Alsaeedi, Willasinee Rösler, Laith Akili, und Thaya Vipulanantham (von links).