14-Jährige soll halbe Flasche Wodka getrunken haben

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Jugendhilfe, Jugendförderung

Team des Projektes "Hart am Limit" kontrollierte auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt / Komasaufen von Jugendlichen entgegenwirken



Die Augen der 14-Jährigen sind leer. Ihr Blick geht ins Nirgendwo. Plötzlich roll

Team des Projektes "Hart am Limit" kontrollierte auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt / Komasaufen von Jugendlichen entgegenwirken

Die Augen der 14-Jährigen sind leer. Ihr Blick geht ins Nirgendwo. Plötzlich rollen ihr Tränen über die Wangen, reißt sie schmerzverzerrt den Mund auf, um sogleich wieder in sich zusammen zu sacken. Fast schon leblos, hängt sie auf dem Sitz. Unfähig ihre Arme, Beine oder den Kopf zu koordinieren. Als man sie aufheben will, sie stützt, fällt sie nach wenigen Schritten in sich zusammen. Sie erbricht und ist kaum noch ansprechbar. Die Polizistin muss der 14-Jährigen den Kopf stützen, bis die Sanitäter kommen, die die Erstversorgung vornehmen und das Mädchen in die Horst-Schmidt-Kliniken in Wiesbaden transportieren. Eine erste Diagnose lautet: Alkoholvergiftung! Nach Aussagen von Freundinnen soll die 14-Jährige Wodka getrunken haben; etwa die Hälfte einer Flasche habe sie geleert.

Es ist kurz nach 21 Uhr am Freitag, weiße Flocken rieseln vom Himmel, als eines von drei Teams des Projektes "Hart am Limit" (HaLT) noch einmal das Gelände des Busbahnhofes in Idstein aufsucht. Ein Blick genügt, um festzustellen, dass sich viele Jugendliche, die jüngsten 14 Jahre, die ältesten 17 Jahre, hier versammelt haben. Von einem der Bussteige ist Geschrei zu hören. Hatun Deitz, Polizeioberkommissarin in Idstein, geht sofort auf die Mädchengruppe zu und entdeckt auf einem Sitz die alkoholisierte 14-Jährige. Fragen nach dem Zustand des Mädchens bleiben zunächst unbeantwortet. Was sie getrunken hat und wie viel - keiner weiß es so genau. Erst langsam fassen die Freundinnen Vertrauen, sprechen von einer Flasche Wodka. Die bleibt unauffindbar. Jetzt gilt erst einmal: "Das Mädchen muss medizinisch versorgt werden!"

An der Seite von Hatun Deitz ist an diesem Abend die Jugendhilfe- und Gesundheitsdezernentin des Kreises, Monika Merkert. Sie spricht am Ende von "einem Schockerlebnis" und weiß auch: "Das Projekt 'HaLT' gegen Alkoholmissbrauch von Jugendlichen hat sich wieder einmal bewährt." Denn letztlich kam die Hilfe für die 14-Jährige gerade zur rechten Zeit.

Zum dritten Mal nach 2011 führte das HaLT-Team Jugendschutzkontrollen auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt durch. "Die Aktion von 'HaLT-Jugendschutzkontrolle' stieß bei den Jugendlichen auf große Akzeptanz", betonte Andreas Butzbach vom Fachdienst Jugendhilfe des Kreises ein positives Fazit. Vor dem Auffinden des Mädchens traf Hatun Deitz auch zwei 15-jährige Jungen mit einer Flasche Rum an. Bereitwillig ließen sie den Alkoholtest über sich ergehen. Ergebnis: 0,38- und 0,89 Promille. Die Flasche wurde konfisziert und per Post werden die Eltern über den Vorfall informiert.

"Wir wollen niemanden den Spaß am besinnlichen Weihnachtsmarkt nehmen und laufen auch nicht mit erhobenem Zeigefinger herum", betont Landrat Burkhard Albers. "Wir wollen über die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums aufklären und so ein böses Erwachen verhindern", ergänzt Monika Merkert. Denn: "Weihnachtsmärkte bergen auch Gefahren für Jugendlichen, wenn es um den Genuss von Alkohol und dabei vor allem um Glühwein geht." In lockerer Runde ist da "schnell ein Glühwein oder ein anderes hochprozentiges Alkoholgetränk zu viel getrunken". Es gehe nicht darum, das Erlebnis 'Weihnachtsmarkt' zu zerstören." "Aber welche Folgen der Genuss von hochprozentigem Alkohol haben kann, haben die Geschehnisse um die 14-Jährige eindrucksvoll gezeigt", ergänzt der Jugendkoordinator der Polizeidirektion Rheingau-Taunus, Dirk Sauerwein.

Mit der Intention aufzuklären und zu beraten, war "HaLT - Jugendschutzkontrolle" mit Vertretern des Kreises, des Ordnungsamtes Idstein, der Jugendberatung und Suchthilfe sowie der Jugendpflege auf dem Idsteiner Weihnachtsmarkt unterwegs. "Von 18 bis zirka 21.30 Uhr waren dort drei Teams anwesend", berichtet Butzbach. In der Zeit wurden Jugendliche kontrolliert und dabei Sensibilisierungsgespräche durchgeführt. "Die Arbeit des 'HaLT'-Teams zeigt Wirkung, denn viele Jugendliche kennen die Mitglieder des Teams bereits", so Monika Merkert.

Lob gab es auch für die Zusammenarbeit aller eingesetzten Kräfte, das Engagement war vorbildlich. Insgesamt waren Resonanz und Akzeptanz der kontrollierten Personen sowie der Bürger, die die Aktion beobachteten, positiv. Laut Landrat Burkhard Albers zeigt das Ergebnis der Kontrolle, wie wichtig es ist, Präsenz zu zeigen und Jugendliche vor Ort anzusprechen. "Wir wollen mit dem Projekt 'HaLT' (Hart am Limit) informieren, präventiv tätig sein", so Albers. "Es sind Präventionsbemühungen notwendig, um den besorgniserregend hohen Alkoholkonsum gerade auch bei Jugendlichen einzudämmen. Dazu sei ein Zusammenwirken mit anderen Behörden und Institutionen notwendig.

"HaLT" ist ein Suchtpräventionsprojekt, das aus zwei unterschiedlichen Bausteinen besteht, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Das Projekt wird auch maßgeblich von den hessischen Krankenkassen unterstützt. Im "reaktiven Baustein" werden Jugendliche nach stationär behandelter Alkoholvergiftung im Rahmen des sogenannten. "Brückengespräches" unter Beteiligung der Eltern meist noch im Krankenhaus angesprochen. Zusätzlich erfolgt eine Auseinandersetzung mit dem riskanten Konsumverhalten im Rahmen eines acht bis zwölfstündigen Gruppenangebotes.

Neben der Zusammenarbeit mit den Kliniken gibt es strategische Präventionsnetzwerke, um Jugendliche mit riskantem Alkoholkonsum frühzeitig zu erreichen, so die Jugendhilfe, die Schulsozialarbeit, Suchthilfeorganisationen, Polizei ("proaktiver Baustein"). "Wir müssen zuerst auf Prävention setzen. Es ist der richtige, aber ein harter Weg. Sucht beginnt im Alltag. Prävention und Bekämpfung von Alkoholmissbrauch auch. Wir sind alle gefordert zum Schutz unserer Kinder und Jugendlichen. Mit der Installierung des Programmes "HaLT" sehen Landrat Albers und ich hierfür gute Chancen", so Monika Merkert abschließend.