„Wir haben unserem Tagesablauf ganz klare Strukturen gegeben“

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Corona-Virus: Daniel Horne und Joana Sandkühler waren positiv getestet / Das Paar bewältigte die zweiwöchige Quarantäne / Verordnung bedeutete auch Berufsverbot

Corona-Virus: Daniel Horne und Joana Sandkühler waren positiv getestet / Das Paar bewältigte die zweiwöchige Quarantäne / Verordnung bedeutete auch Berufsverbot

„Am heutigen Donnerstag hatten wir im Rheingau-Taunus-Kreis aktuell 135 positiv auf den Corona-Virus getestete Personen, wovon 45 bereits wieder aus der Quarantäne entlassen werden konnten“, berichtet Landrat Frank Kilian. Darunter befinden sich Daniel Horne und seine Lebensgefährtin Joana Sandkühler, die am 7. März zu einem Kurztrip ins österreichische Mayrhofen aufgebrochen waren. Eltern und Schwester von Joana Sandkühler weilten schon im berühmten Skiort im Zillertal. Es herrschte Partystimmung in der „traumhaften Bergwelt“. „Hinweise gab es weder im Hotel, noch in der Apres-Ski-Hütte, am Lift oder auf den Pisten, so dass alle Urlauber und Einheimische oft dichtgedrängt standen. Nur am Eingang zum Restaurant stand eine Flasche mit Desinfektionsmittel“, erinnert sich der 31-Jährige. Am 9. März brach das Paar den Urlaub ab und kehrte in den Rheingau zurück.

Am 12. März stellten sich erste Symptome bei Daniel Horne und bei seiner Freundin ein. „Die Nase war zu und ich fühlte mich schlapp, hatte aber kein Fieber“, so der 31-Jährige. Da Tirol freitags als Risikogebiet eingestuft wurde, machte sich das Paar ernsthafte Gedanken. „Über das Wochenende versuchten wir im Internet mehr über das Virus herauszubekommen.“ Es folgte ein Anruf beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst, der das Paar an eine Klinik in Darmstadt verwies, in der auf den Virus getestet wurde. „Montags fuhren wir dorthin und waren geschockt. Wären wir nicht schon erkrankt gewesen, dort hätten wir uns angesteckt“, erzählt Joana Sandkühler: „Schon um 7.30 Uhr standen 80 Personen in einer Schlange vor der Tür der Klinik. Später waren es etwa 200, die auf einen Hof eng zusammenstanden.“

Als sich auch nach 11.00 Uhr nichts tat, rief Daniel Horne seine Hausärztin an, die das Paar an das St.-Josefs Hospital in Rüdesheim verwies. „Dort wurden wir getestet und am Mittwoch erhielten wir das Ergebnis: Wir beide gehörten - ebenso wie meine Mutter und meine Schwester - zu den Corona-Virus-Patienten“, erzählt Joana Sandkühler. „Wir waren entspannt, hatten das Ergebnis und die Folgen schon erwartet. Sicherheit geht einfach vor“, ergänzt ihr Freund. Das Gesundheitsamt des Kreises verhängte eine zweiwöchige Quarantäne. „Herr Schultheiß vom Gesundheitsamt war sehr um uns bemüht, fragte alle zwei Tage nach unserem Befinden“, loben beide die Zusammenarbeit.

Die verordnete, häusliche Quarantäne beinhaltete für sie auch ein Berufsverbot. Joana Sandkühler ist selbstständig, vertreibt über ihre kleine Firma „Noglla“ via Onlineshop, einem kleinen Laden und Ständen auf verschiedenen Wochenmärkten gluten- und lakosefreie Waren, die sie auch selbst herstellt. „Ich habe ganz offen mit meinen Kunden über die Infektion und die daraus resultierende Quarantäne geredet“, sagt sie: „Dadurch erfuhr ich viel Zuspruch für uns als Paar und die Firma. Es kamen viele positive Signale per Mail zu uns.“  Das half beiden natürlich durch die schwere Zeit der häuslichen Quarantäne und hat sie angespornt. „Die erste Woche der Quarantäne nutzten wir ausgiebig zum Kochen und zum Ausprobieren. Wir haben unserem Tagesablauf ganz klare Strukturen gegeben. Das hilft ungemein, um nicht in eine Frust-Phase abzugleiten“, so Daniel Horne.

Die Devise der beiden: „Nicht lange mit der Isolation hadern, sondern sie als Gegeben annehmen und das Beste daraus machen!“ „Jeder sollte sich Aufgaben stellen. Welches Buch wollte ich schon seit langer Zeit lesen? Welche Tätigkeiten sind im Haushalt liegen geblieben, die wir jetzt erledigen können? Was ist zu reparieren?“, berichtet das Paar. Wenn ich mich an diese Vorgabe halte, kann es niemals langweilig werden. Der Tag „geht dann schnell rum“ und niemand bekommt einen „Quarantäne-Koller“. Im Hause Horne / Sandkühler gab es deshalb viele Videokonferenzen, in denen „wir uns mit Freunden und Verwandten über die Krankheit und den Verlauf austauschten“. So hielten sie Kontakt „nach außen“

Nach einer Woche stellte sich dann krankheitsbedingt jedoch eine Krise ein: „Ich habe plötzlich nichts mehr gerochen und geschmeckt. Beide Sinne waren auf einmal weg. Für mich als Koch eine schlimme Erfahrung und Vorstellung.“ Doch schnell stellte sich heraus, dass COVID-19 dafür verantwortlich war und es sich nur um eine temporäre Einschränkung der Geruchs- und Geschmacksnerven handelte. Da die milden Symptome nachließen, konnten beide nach der zweiten Woche aus der Quarantäne entlassen werden. „Wir sind wieder gesund“, freuten sich beide. „Der Schritt zurück ins normale Leben war etwas schwierig, weil wir nur über Fernsehen erfahren hatte, wie es in der ‚Außenwelt‘, in den Supermärkten, auf den Straßen zugeht“, berichtet Joana Sandkühler. „Als ehemals selbst Betroffene achten wir natürlich sensibel darauf, dass der Abstand von 1,5 Metern zu anderen Menschen eingehalten wird, dass wir uns die Hände waschen und desinfizieren, also den Empfehlungen für das Zusammenleben nachkommen“, ergänzt Daniel Horne. Mittlerweile nahm sie auch ihre berufliche Tätigkeit wieder auf. „Meine Kunden haben mir die Treue gehalten“, zeigt sich Joana Sandkühler erfreut.
Beider Dank geht auch an das Gesundheitsamt des Kreises wegen der guten Betreuung.