„Kinder sind die ehrlichsten Kunden“

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Schule

Ehepaar Irschlinger betreibt die Mensen im Eltviller Schulzen­trum und in der Rheingau­schule / Nachfrage ist gestiegen / „Gehyptes“ Tomate-Mozzarella-Brötchen

Ehepaar Irschlinger betreibt die Mensen im Eltviller Schulzentrum und in der Rheingauschule / Nachfrage ist gestiegen / „Gehyptes“ Tomate-Mozzarella-Brötchen

„Kinder sind die ehrlichsten Kunden“, betont Jeannette Irschlinger und unterstützt ihre Aussage mit einem so entschiedenen Kopfnicken, das Widerspruch zwecklos erscheint: „Sie sagen ihnen sofort und vollkommen ungeschminkt, ob ihnen das Essen geschmeckt hat oder nicht.“ Für sie sind die Kinder und Jugendlichen deshalb ein wichtiger und entscheidender „Barometer“, welche Speisen angenommen werden, was sich dann auch in der kleinen Pause bemerkbar macht. Rasch ist die Mensa mit Schülerinnen und Schülern gefüllt, die sich mit unterschiedlich belegten Brötchen und Getränken versorgen wollen. Wobei der „Renner“ das inzwischen in der Schülerschaft - durch die 2018er Abi-Zeitung „gehypte“ - ge- und berühmte Tomate-Mozzarella-Brötchen mit von Jeannette Irschlinger hausgemachten Basilikum und Gewürzen ist.

Jeannette Irschlinger und Ehemann Gunter betreiben seit zweieinhalb Jahren die Mensen im Schulzentrum in Eltville und der Rheingau-Schule in Geisenheim, von wo aus die Emily-Salzig-Grundschule mitversorgt wird. 20 bis 30 Essen hatte der Vorgänger-Caterer, bei den Irschlingers gehen diese Woche in Eltville knapp über 150 Essen über die Theke. In Geisenheim sind es mit der Grundschule rund 300 Essen; womit sich die Zahl verdreifacht hat. Und das Geheimrezept für diesen Erfolg: „Wir kochen fast alles frisch. Das schmecken die Schülerinnen und Schüler und kommen wieder“, so Gunter Irschlinger, der zuvor 17 Jahre die Kantine im hessischen Justizministerium und seine Ehefrau 14 Jahre die Mensa der Humboldt-Schule in Wiesbaden betrieben. Seine Frau ergänzt: „Kinder und Jugendliche lassen sich auf Dauer nicht in die Irre führen, die wissen sehr genau, was gut schmeckt.“

„Die in unseren früheren Tätigkeiten gesammelten Erfahrungen machen natürlich auch viel aus“, betonen die Irschlingers. Sie ließen deshalb „Gerüche“ für sich sprechen. „Zu Beginn warben die Gerüche von selbst gekochten, frisch zubereiteten Speisen für uns und ließ die damals überaus skeptische und zurückhaltende Schülerschaft neugierig werden“, berichtet Jeannette Irschlinger. Gerüche fungierten als Werbeträger: Doch danach galt es mit leckerem, gesunden, frisch zubereitetem Essen - also mit Qualität und zudem Freundlichkeit des Personals -  bei den Schülern zu punkten. Und das gelang auf der ganzen Linie oder wie es in der Abi-Zeitung heißt: „Mit Irschlingers kam wieder strahlendes Leben in die Mensa. Die verloren geglaubte Schulkantine erfand sich endlich neu.“

Mehr Lob von einem überaus kritischen Abiturienten geht wohl kaum, meinen auch die beiden Schulleiter, Angelika Morschheuser vom Gymnasium Eltville und Bernhard Rogowski von der Gutenbergschule. „Das Angebot in der Theke zeugt von Qualität. Das sieht man sofort“, so die Schulleiterin. Rogowski: „Alles gut. Wenn man etwas bestellt, geht es schnell, es wird flexibel auf die Wünsche reagiert, das Speise- wie das Snack-Angebot für zwischendurch ist passend und so ist alles positiv. Wir sind zufrieden.“

Die Schüler sind es auch. Vor allem die Oberstufen-Schüler gehen gerne in die Mensa, weiß Jeannette Irschlinger zu berichten. „Wir haben natürlich zu Beginn auch getestet, welche Speisen besonders gut gehen“, sagt sie. Essen, die gleichzeitig gesund und frisch zubereitet sein sollen, die aber auch ins Budget des Caterers passen sollen. Am Mittwoch standen gebackene Semmelknödel mit Ei und Gemüse und frischer Fleischkäse aus dem Ofen mit Rahmwirsing und Kartoffeln sowie ein großer bunter Salatteller mit Käsestreifen und Brötchen. Kostenpunkt zwischen 4,20 und 4,50 Euro. Für den kleinen Hunger gibt es „Irschlingers 1-Euro-Brötchen“ mit Wurst oder Käse. Auch das Schnitzel-Brötchen ist im Angebot.

Das Ehepaar Irschlinger setzt zudem beim Personal auf Qualität. Vier Mitarbeiterinnen, darunter eine Köchin - sorgen in Eltville dafür, dass etwa die Snacks immer frisch zubereitet werden und nicht schon längere Zeit in der Theke liegen. Das Team wird auch in der unterrichtsfreien Zeit bezahlt. Das kostet Geld. „Wir müssen natürlich sehr genau kalkulieren, um das Budget einzuhalten und als Caterer bestehen zu können“, sagen sie, um ein Thema aufzugreifen, das in der Branche allgemein für Unverständnis sorgt: der Mehrwertsteuersatz. „Wenn ein Schüler kommt, sein Essen nimmt und sich an den Tisch in der Mensa setzt, um es dort zu verzehren, zahle ich wegen der Dienstleistung 19 Prozent Mehrwertsteuer. Holt sich ein Schüler nur ein Brötchen und geht wieder raus, sind nur 7 Prozent fällig. Entschließt er sich dann aber kurzfristig, sich zu seinen Freunden in der Mensa zu setzen, gilt wieder der Satz von 19 Prozent. Diesen Gesetzesdschungel sollte die Politik mal kräftig aufräumen. Wir brauchen einen einheitlichen Mehrwertsteuersatz.“